Wie es zu DerMutAnderer kam

Hirn für Suppe

Kochen und Essen kann verbinden.

Hirn für Suppe
Hirn für Suppe

Kochen und Essen kann verbinden.
Aber es scheiden sich auch schnell die Geister.

Ich war nie im Kindergarten und bin unter Erwachsenen im Geschäft groß geworden.
Also hatte ich von Essgewohnheiten anderer Kinder nicht die geringste Ahnung.
Bei uns gab es kein Kinderessen, mein Vater hat am Freitag in der Metzgerei groß eingekauft, was meine Mutter am Wochenende alles gekocht hat.

Es gab alle Arten von Innereien, Sülzen, Haxen, Kurzgebratenes, Schlachtplatten, Kälberfüße, Schweineohren und Pfoten mit Sauerkraut, Gemüse und Salat.
Nudeln nur als Maccaroni zu Kalbsgulasch, sonst nie, keine Süßigkeiten oder Gebäck.
Spaghetti mit Tomatensoße waren mir fremd.

Ekliges existierte bei uns nicht, mein Vater aß gerne rohe Kalbsleber mit Salz und Pfeffer, ich auch (bis heute) und es war das normalste auf der Welt.

Bis ich in die Schule kam und dort auf die Frage, was es denn zum Frühstück gegeben hat geantwortet habe: Lammkoteletts mit Bratkartoffeln.
Was große Befremdung hervorrief.

Wir kamen zum Kochen immer zu spät nach Hause, so gab es das Abendessen zum Frühstück.
Weshalb ich auch immer zu spät dran war: wir hatten nicht verschlafen, sondern einfach zu lange gekocht.
In den Tee kamen Eiswürfel um ihn trinkbar zu machen, ist heute auch noch so.

Viele Freunde hatte ich nicht damals, ich wusste schon morgens, dass ich in der Pause wegen meiner rohen Gurken und Karotten ausgelacht werde.
Meine Essgewohnheiten machten mich zum Aussenseiter, mein Hang zu exzentischer Kleidung tat das Übrige.
Aber ich habe weiter mein Essen gegessen und angezogen was ich toll fand.

Mut hat es oft gekostet und so entstand der Name meines Blogs “DerMutAnderer”, die Frage eigentlich nach den Essgewohnheiten anderer.

Ich hatte dann vor 2 Jahren einfach angefangen zu schreiben und zu fotografieren.
Was ich früher nicht gefunden habe fand ich durch das Bloggen:
Die Anderen, Hobby- und Sterneköche, denen es vor nichts graut und daher unbeirrt kochen und essen.
Und weil ich so neugierig darauf bin wie alles schmeckt, las und lese ich viele Rezepte, die ich sehr gerne kochen möchte.

Wobei manchmal die Beschaffung der Zutaten fast unmöglich ist, wie Hahnenkämme (nach Heston Blumenthal), die ich nicht auftreiben konnte.
Was in Frankreich sicher einfacher wäre und inzwischen war mir auch ein Leser behilflich.
Und es get weiter, es finden sich immer neue Anregungen, ich lerne dazu, kurzum: der Blog hat mein Leben ungemein bereichert.

 

Isst auch alles:

Jennifer McLagan

 

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.

11 Comments

  1. Hallo Ihr Mutigen,
    habe eben zum ersten Mal gelesen, daß man Hahnenkämme auch essen kann. Darauf wäre ich nicht gekommen. Da geht es ja im asiatischen Raum etwas anders aus. Die kaufen auch unsere ganzen Hühnerbeine, also genauer gesagt nur die Füße auf, weil dort die Nachfrage so groß ist und bei uns sowas keiner isst, wohl auch weil es hier unbekannt und wohl auch etwas ungewöhnlich ist. Ist dort eine richtige Delikatesse.
    Meine Mutter verkochte schon Ende der 60iger Jahren Auberginen und war insgesamt eine ganz tolle Köchin und war sehr erfinderisch vier Kinder satt zu bekommen. Meine Schulkameraden schwärmten immer vom Milchreis mit Zucker und Zimt, den es an dem Tag zu Hause geben sollte. Ich kannte das ja nicht. Ich also nach Hause und mich sofort bitterlich beschwert warum es denn bei uns nie Milchreis gibt, weil ihr den nicht mögt, sagte sie. Am nächsten Tag gab es ihn und wir mochten ihn nicht, na bravo.
    Bei uns gab es eher Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Meine Oma kochten Lungenhaschee oder sowas mit Gewürzgurkenstreifen drin, meine Mutter hatte Hirn in der Pfanne oder auch Schweinenierchen mit saurer Sahne und nur mit Kartoffel Püree, esse ich auch heute nur und unabdingbar mit dieser Beilage. Wenn meine Kameraden mich fragen und ich das antworte, wurde angewidert die Oberlippe hochgezogen. Wir mochten das. Habe auch beim Schlachten der Schweine zugeguckt, bei der Oma. Da wurde dann den ganzen Tag, kochen abgekocht, abgepult, eingekocht usw.. Kann mich noch heute an die würzige Leberwurst im Einmachglas erinnern , die ganz grau war aber toll schmeckte, mit den ganzen Gewürzen. Oder wie mein Vater und ich stundenlang Nordseekrabben pulten, damit es am Sonntag für alle Rührei mit in Butter gebratenen Krabben gab.
    In einer Nachbarsfamilie bekamen die 2 Kinder Spiegelei und die Eltern aßen Steak. Bei uns undenkbar. Meine Mutter war schlichtweg empört.
    Frisch gemahlener Pfeffer aus der Mühle, bei uns alles ganz normal. Auch wir war dadurch kleine Exoten, mit selbstgenähten Klamotten von der Mutter. Immer nach unseren Wünschen und nicht von der Stange, da haben wir Sachen gezeichnet und Mama hat es uns genäht, toll. Na gut, meine Bluse mit den weiten Engelsärmlen war nicht ganz so küchentauglich aber sehr schön und meine nach mir kommende Schwester wartete schon auf den Tag wo ich da endlich rausgewachsen war und sie meine Bluse erbt. Auch ganz normal bei uns. So ganz allgemein bin ich nie mit der Masse gegangen und habe mir immer meine eigene Meinung gebildet, wir waren nun auch keine absoluten Außenseiter, nur eben doch etwas anders als die anderen, sagen wir mal eher unkonvensionell.
    Insgesamt ist die Kindheit doch wohl sehr viel prägender als man allgemein so denkt. Ess- + Trinkgewohnheiten sind da wohl auch fest verankert. Kamillentee mochte ich noch nie und werde ihn auch niemals mögen, is einfach so. Das gleiche gilt für Anchovis.

    Liebe Grüße
    Andrea

  2. Man könnte sich vielleicht zusammentun und Hahnenkämme über einen bekannten Münchner Koch beziehen. Allerdings müssten sich schon mehr Hobbyköche dafür interessieren, wir zwei reichen sicher nicht. Bushcook scheint auch nicht abgeneigt. Interessiert? 

  3. Danke, dass Du so viel von Dir preisgibst! Es ist immer lehrreich von anderen Erfahrungen zu hören. Ich bin in einem durchschnittlichen, aber etwas ärmlichen Haushalt groß geworden (Fleisch gab es kaum, aber Mutter ging mit dem Mangel kreativ um und es schmeckte uns eigentlich immer). Bei mir gilt seither die Devise: auf jeden Fall erst mal probieren! Es gibt so viele interessante Speisen auf diesem Planeten (aber genauso in der näheren Umgebung) zu entdecken – packen wir’s an!

  4. Mit dem Strom mitschwingen ist ja auch leicht und daher zu einfach für so Freigeister wie uns. 😉

    Hahnenkämme hatte ich in China mal im Essen, hat eine interessante Konsistenz. 

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