Venedig auf gewohnten Wegen

Rialto no se toca

Der zweite Tag meines Venedigaufenthalts führte zu altbekannten Stätten.

Der zweite Tag meines Venedigaufenthalts führte zu altbekannten Stätten.
Aber erst wurde ausgeschlafen, gefrühstückt und anschließend der
Spabereich samt Fitnessraum der Isola delle Rose besucht.
Wo es schwierig ist, sich loszureißen, von Ruhe und Entspannung,
vor allem bei der Vorstellung vom alltäglichem Trubel im Zentrum Venedigs.

2,6 Millionen übernachtende Gäste waren es 2015, dazu kommen die Tagestouristen, womit es insgesamt wohl 20 Millionen Besucher jährlich sind. So wurde Venedig zu einem abschreckenden Beispiel des Massentourismus.

Ich fahre seit meiner Kindheit sehr gerne nach Venedig und
natürlich ist der drastische Besucheranstieg nicht zu übersehen.
Sofort zu erkennen an den in den letzten Jahren groß ausgebauten
Vaporetto-Anlegestellen Rialto und San Marco.
Tagsüber herrsch Gedränge rund um San Marco und in den Hauptstrassen
zur Rialtobrücke und zum Bahnhof, und wie überall auf der Welt lauern schlechte Lokale ihren Besuchern auf.
Aber anderen Städten geht es da nicht besser, Rom, Florenz und nicht
zuletzt München ist voll von Touristen und schließlich ist man selbst ja auch einer im Ausland.

Und wie überall ist in den Nebenstrassen oft nicht viel los, es gibt tolle Lokale, normal besuchte Museen und lauschige Ecken mit normalen Cafés,
wo die noch verbliebenen Venezianer sich mit ein paar verirrten Touristen mischen.
Abends wird es sowieso ruhiger, die Tagestouristen sind dann mit Bussen und Schiffen wieder abgereist.
So kann der frühe Abend mit einer Cicchetti-Bar-Tour mit Häppchen zum Aperó beginnen.
Was nicht von einem Restaurantbesuch später abhalten soll.
Oder gleich in der Bar enden, denn manche Cicchetti Bar ist lange geöffnet, in einigen lässt es sich gemütlich sitzen, andere bieten ausgewählte Weine, mehr braucht es an sich nicht.

Meine Route führte in die Gegend um die Rialtobrücke, wie meist gegen
17:00 Uhr beginnend im “Do Mori”, denn hier wird um 20:00 Uhr geschlossen.
Das “Do Mori” stellt eine historische Institution dar, es existiert seit etwa
500 Jahren, immer gesteckt voll lohnt es sich zum Tresen vorzudringen.
Dort steht eine große Auswahl an “Cicchetti” bereit, wie etwa die “Francobolli”,
Briefmarkengroße belegte Brötchen, Spieße mit Stierschinken oder Cacciatore,’Sarde in saor’, Käse oder Fleischbällchen; sehr gut ist hier die Stockfischcreme.
Auch gibt es wohl am frühen Abend warme Kleinigkeiten, da bin ich aber noch nicht dahinter gekommen.
Aber ich hatte Mal beobachtet, wie eine Zunge auf einem Brett aufgeschnitten wurde und mit Soße in einer Art Zinnteller ausgegeben wurde.
Ich muss da irgendwann nachfragen…

Nun war ich schon etwas spät dran, nach einem kleinem Plausch mit einem Stammgast machte “Do Mori” zu und ich zog weiter ins Do Spade,
ebenfalls eines der ältersten Baccari des Veneto, 1448 wurde es erstmals erwähnt.
Hier wird viel frisch Frittiertes angeboten, Zucchiniblüten verschieden gefüllt, Stockfisch, Artischocken, dazu gibt es normale, anständige Weine aus der Gegend.

Sehr gute ‘Sarde in saor’ werden auch in der Trattoria alla Madonna serviert, ebenfalls eine Institution und immer eine Bank. Zumal es Restaurants wie diese immer weniger gibt, hier ist nämlich die Zeit stehen geblieben.
Mit den Oberkellnern, die ihr Lokal beherrschen und den immer gleich guten Seespinnen, in eigener Schale serviert.
Hier kann nicht reserviert werden, abends bilden sich Schlangen, hat aber auch einen Vorteil: sind sonst alle Restaurants ausgebucht bekommt man hier mit etwas Geduld immer einen Tisch.

Am Wasser gelegen sitzt es sich schön draussen im Bancogiro, am besten aber reserviert man dort, die Tische sind meist voll belegt. Hier habe ich vor einigen Jahren die beste Fischlasagne überhaupt gegessen.

Es hat mich sehr gefreut, alles wiederzusehen, überall hat es geschmeckt und nach einem Spaziergang zurück zum Markusplatz habe ich gegen 23:00 Uhr die Rückreise ins Hotel angetreten.

Ich danke dem J.W. Marriott Venice für die fabelhafte Einladung.

 

 

 

 

 

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.