Nachhaltigkeit im Weinbau in Sizilien – Eine Tagung in Palermo

Interazioni Sostenibilità – bei einem dreitägigen ein Symposium zum Thema Nachhaltigkeit im Weinbau in Sizilien ging es in den Tastings um autochthone Rebsorten, verschiedene Maßnahmen zum Klimaschutz und die Forschung und Auswahl neuer Klone und Biotypen.

Die ganztägige Veranstaltung fand im schönen Citysea statt.

Die Tagung zum Thema Nachhaltigkeit im sizilianischen Weinbau beschäftigte sich vor allem mit einheimischen Rebsorten um dem Klimawandel zu begegnen. 

Präsident Antonio Rallo betonte, wie wichtig die Forschung und die Auswahl neuer Klone und Biotypen ist. Dazu müssen noch die Forschungs- und Innovationsanstrengungen verstärkt werden.

Auch im Jahr 2024 war die Weinlese in Sizilien mit über 100 Tagen die längste in Italien, die klimatischen Bedingungen waren schwierig aber das Lesegut trotzdem von außergewöhnlicher Qualität.

Das Symposiums beschäftigte sich mit dem nachhaltigen Engagement von DOC Sicily, mit der Nutzung erneuerbarer Energiequellen (über 50 %), dem bewussten Umgang mit Wasser und der Reduzierung von Müll.

Sizilien gehört in Italien zu den Regionen mit den meisten bio-zertifizierten Weingütern, hilfreich ist hier der Wind und das trockene Klima, wo Pilze wenig Chancen haben.

Auch ein Thema waren der Einsatz von Technologie und künstliche Intelligenz.

https://www.fondazionesostainsicilia.it

Nach der Tagung war es tatsächlich schon dunkel als wir auf der Rooftop Bar ankommen.

Hier wartete ein Buffet mit typisch sizilianischen Spezialitäten auf uns, im Tasting dazu Weine der Appelation Sicilia DOC. Die Appellation wurde erst 2011 eingeführt, eines der Hauptanliegen ist die Förderung und der Erhalt der vielfältigen autochthonen Rebsorten. Historische Gegenden sollen bewahrt und durch die Reduzierung der maximalen Erträge in den Weinbergen die Qualität gesteigert werden.

Die zugelassenen autochthonen roten Rebsorten: Nero d’Avola, Nerello Mascalese, Nerello Cappucino, Frappato, Perricone, Alicante o Grénache, Die weissen Rebsorten: Grillo, Catarratto, Ansonica o Inzolia, Grecanico Dorato, Moscato d’Alessandria o Zibbibo.

Weiter zugelassen sind rot: Cabernet Franc, Sangiovese, Moudeuse, Cabernet Sauvignon, Carignano, Syrah, Petit Verdot, Merlot, Pinot Nero.

Weiss: Moscato Bianco, Sauvignon, Müller Thurgau, Chardonnay, Pinot Grigio, Vermentino, Fiano, Viognier.

https://siciliadoc.wine/de/das-territorium

Zu frittierten Zucchiniblüten, Tintenfischen und Arancini ist ein Grillo immer die perfekte Begleitung: crisp, frisch, perfekte Säure und eine dezente Fruchtigkeit.

Planeta Alastro 2023 Sicilia DOC besteht aus 80% Grecanico und 20% Sauvignon Blanc. Etwas Exotik, frisch mineralisch mit Noten von Melone und Pfirsich.

Zum Timballo Melanzane Sarde kommt Sul Vulcano Etna Bianco DOC von Donnafugata ins Glas. Vorwiegend Carricante, ein Teil wird im Barrique ausgebaut, ist der Wein rund und leicht würzig, dazu kommt die Frische von Zitrusnoten und einer ausgewogenen Säure.

Die Begleitung zur Frittura: Mandrarossa Bertolino Sopran Sicilia DOC, ein 100% Grillo mit kräutrigen Noten, Aromen von reifen gelben Früchten, etwas Mandarine und Nüsse.

Zu Couscous war mir nach einem vollmundigen Weisswein.

Vollmundig und saftig ist der Grillo „Cavallo delle Fate“ Tenuta Regaleali Sicilia DOC 2022 von Conte Tasca d’Almerita. Besonders hier: ein Teil der Reben wird für Frische und Mineralität früh gelesen, der andere Teil wird für eine gute Struktur im Wein später gelesen. Frisch, mineralisch mit Noten von weißen Pfirsich.

Baglio di Serramarrocco Tenuta di Serramarrocco, ein 100 % Nero Avola, wird nur in Stahl ausgebaut und ist ist ein fruchtiger Wein. Rote Beeren, Kirschen, Himbeeren und würzig mit etwas Zimt, super zum Dessert: Carnaroli mit Schokoblättchen.

Zum Dessert gibt es noch drei Rotweine zu verkosten.

Der elegante Occhipinti Il Frappato von Arianna Occhipinti besteht zu 100% aus Frappato, der Anbau ist biologisch, ausgebaut wird 12 Monate im Holzfass. Dunkle Früchte, Waldbeeren, Himbeeren, Rosenblätter und Thymian, safftig mit schöner Säure und ausgewogenen Tanninen.

Dann ein 100% Perricone: Tagaria von Vella, ebenfalls biologischer Anbau, erst in Zement, dann in Barriques aus französischer Eiche mit mittlerer Toastung ausgebaut entsteht ein komplexer Wein mit Aromen von reifen roten Früchten und Gewürzen, dazu kommt eine Frische mit angenehmer Säure.

Schlank und mehr Kirsche und hellere rote Früchte: Cerasuolo di Vittoria DOCG von Planeta. Granatapfel, Kaktusfeige und Frische, ein Rotwein mit viel Trinkspaß.

Noch eine Auswahl von verkosteten Weinen, es gab geschmacklich an diesem Abend sehr viel zu entdecken.

Am nächsten Morgen saßen wir beim Tasting „The Excellence of Grillo, Lucido and Nero d’Avola”, geleitet von dem Enologen Giovanni Di Giovanna und eingeführt von Antonio Rallo, dem Präsidenten des Consorzio.

Verkostet wurden an Weißweinen zwei Catarratto und drei Grillo. Wie im Titel angekündigt bestanden die Rotweine aus Nero d’Avola.

Catarratto 1, zu 100% Catarratto Lucido, viel gelbe Früchte, vollmundig, üppig, cremig, dazu aber frisch und mineralisch. Jahrgang 2023, kann aber 10 Jahre auf der Feinhefe lagern.

Catarratto 2, besteht aus Catarratto Lucido und Extra Lucido, ebenfalls gelbe Früchte, dazu aber Zitrusnoten von rosa Grapefruit, feine Hefenoten, mineralisch und am Ende etwas salzig. Kann bis zu 5 Jahren lagern.

Alle Grillo bestehen zu 100 % aus der Rebsorte Grillo, deren Beliebtheit enorm steigt. 2023 wurde im Vergleich zum Vorjahr 15% mehr Grillo verkauft.

Grillo 1 und 2 haben die Zone gemeinsam, die Reben wachsen in Meeresnähe 50 Meter über dem Meeresspiegel. Beide sind floral, frisch, spritzig und mit einer angenehmen Säure ausgestattet. Grillo 1 wird von einer Kooperative produziert, ist fruchtig, aber im Gegensatz zu Grillo 2 mit weniger Exotik. Und beide Grillo sind sehr typisch.

Drei verschiedene autochthonen Rebsorten, die unterschiedlichen Höhenlagen, wie auch die Vinifikation bringen auch hier ganz unterschiedliche Weine hervor.

Grillo 3 kommt aus dem Landesinneren, einer sehr produktiven Zone, aus der auch Tafeltrauben kommen. Die Reben wachsen auf 650 Meter, der Wein ist extrem frisch mit kräftiger Säure, in der Nase viel Exotik, am Gaumen vor allem Passionsfrucht und Grapefruit.

Der erste Nero d’Avola ist ein Spumante Rosato. 100% Nero d’Avola, Methodo Martinotti, rote Früchte in der Nase, am Gaumen rote Beeren, rote Früchte.

Die beiden Rotweine bestehen ebenfalls zu 100% aus Nero d’Avola.

Nero d’Avola 1, Jahrgang 2022 ist rubinrot, noch jung, frisch und mit mittleren Tanninen schon sehr gut trinkbar, kann aber noch einige Jahre reifen.In der Nase und am Gaumen rote Früchte und Kirschen. Sehr modern mit wenig Alkohol von 13,5 %, der Konsument verlangt nach weniger Alkohol und weniger Kalorien.

Nero d’Avola 2 ist biologisch produziert, Jahrgang 2018. Reift 12 Monate im Barrique aus französischer Eiche, darauf 6 Monate in grossen Fässern und 3 Jahre in der Flasche. Weiche Tannine, in der Nase Aromen von Holz, Kaffee, Tabak, Schokolade. Am Gaumen reife rote Früchte, dunkle Kirschen und Tabaknoten. Der Wein ist rund, trocken aber mit mehr Fruchtsüße und üppiger mit 15 % Alkohol. Ein vollmundiger Wein und toller Speisenbegleiter.

Das Tasting am nächsten Tag wird Giuseppe Figlioli, Enologe und Berater des Consoziums geleitet: „Beyond the classics: „Beyond the Classics: Sicilia Doc’s Other Native Wines“.

Die Weißweine im Tasting: Insolia und Zibbibo.

Die verschiedene Beschaffenheit der Insel (24,4% Berge, 61,4% Hügel und 14,2% Ebene), Meeresnähe und Vulkan mit völlig unterschiedlichen Böden und die Vinifikation bringen vielfältige Weine hervor, wie auch die beiden Insolia.

Insolia 1: 100% Insolia, 300-350 Meter über dem Meeresspiegel, im Stahl ausgebaut, 6 Monate auf der Hefe und noch einige Monate in der Flasche, 12,5% Alkohol. Elegant, floral, weisse Pfeffer, sehr mineralisch.

Insolia 2: 100% Insolia, die Lage 50 Meter über dem Meeresspiegel mit 13% Alkohol. Kräftiger, mehr Struktur, reife gelbe Früchte, Honig, Mandeln, Rosmarin, weniger Säure.

Zibbibo 1: weisser Pfirsich, Kräuter und die typische Moscato Note. Vollmundig, dicht und lange präsent, weniger mineralisch, etwas salzig.

Zibbibo 2: weisse Blüten, weniger Moscato, sehr frisch, mehr Säure und nicht so kräftig.

Beide Weine kommen aus der gleichen Gegend, bei der Vinifizierung wurde kein Holz verwendet, dafür Battonage, beide Jahrgang 2023.

Zum Abschluss der Weißweine noch ein Rosé und die Überleitung zum Rotwein: Pignatello rosato 2023. 100% Perricone. Elegant, saftig und fruchtig, floral mit weisse Blüten, Erd- und Waldbeeren, etwas Salbei, gute Struktur mit frischer Säure und leichte 12% Alkohol.

Die Rotweine: Frappato und Perricone.

Frappato 1: Jahrgang 2023, 100 % Frappato, im Stahl ausgebaut und 3 Monate in der Flasche. In der Nase Erdbeeren, Kirsche und Heidelbeeren. Wenig Tannine, gut strukturiert mit einer guten Säure, geschmacklich etwas Himbeere, Noten von Gewürzen und den im Frappato aus Siracusa typischen Pfeffer, leicht mit 12,5 % Alkohol.

Frappato 2: Jahrgang 2022, reift noch 4 Monate Holz und 5 Monate auf der Flasche. Am Gaumen reife Früchte, etwas marmeladig, Waldfrüchte, weniger Tannin und weniger Säure, mit 13% Alkohol.

Zum Abschluss kommt noch ein Perricone ins Glas: 100 % Nero d’Avola, biologischer Anbau, Ausbau im Barrique mit Battonage. In der Nase Holz, Zimt, Gewürze und Blaubeeren. Fruchtig, vollmundig mit etwas mehr Tannin. Perfekt zu Pastagerichten, zu Wild aber auch zu Fisch. Alkoholgehalt 13,5 %. Modern mit guten Trinkfluss.

Ich danke dem Consorzio di Tutela Vini DOC Sicilia für die Einladung zu dieser informativen Pressereise.

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.

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