Eine Lison-Verkostung mit Simon Staffler
Angekommen in Caorle ging es erst einmal zum Mittagessen auf die luftige Terrasse des “Al Veliero”, das direkt am Strand gelegen ist.
Steht eine Frittura Mista auf der Speisekarte fällt mir die Wahl nicht schwer und zu knusprig ausgebackenen Fisch und Gemüse schmeckt natürlich in Glas Weisswein. Hier kam kein Lison ins Glas sondern der Chardonnay von Borgo Stajnbech. Nur in Stahl ausgebaut, frisch, unkompliziert, aber mit guter Struktur perfekt zur Frittura. Den Lison von Borgo Stajnbech gab es später zu verkosten.
Abends ging es zum ersten Tasting unserer Reise, Simon Staffler, Head of Tasting bei Falstaff Italien, führte uns durch eine umfassende Begegnung mit dem Weißwein Lison DOCG.
Die DOCG Lison stammt aus dem Jahr 2011, wobei die DOC Lison bereits 1971 die Rebsorte Tocai di Lison schützte.
Heute wird die Rebsorte Tai oder Friulano gennant, denn nach langen gerichtlichen Auseinandersetzungen wurde im Jahr 2000 den Ungarn das Recht auf den Namen Tokaij zugesprochen.
Ein Lison DOCG muss mindesten 85% Tai enthalten, die alte Rebsorte wurde bereits von den Benediktinermönche im Mittelalter kultiviert. Zu den großen Zeiten der venezianischen Republik verbrachten die Dogen den Sommer im Umland Venedigs, förderten dort den Weinbau und und trieben den Handel an.
Die Produktionsgebiete schließen Teile der Metropolitanstadt Venedig, Teile der Gemeindegebiete Caorles und Umgebung, Gemeinden Trevisos und Friaul-Julisch Venetiens und Pordenone ein. Das Klima ist mild und das flache Land mit den salzigen Schwemmböden aus Ton und Sand wird von den Winden Bora und Scirocco gut durchlüftet.
Die typischen Aromen des Lison: gelbe Früchte, Zitrus und Pfirsich, dazu ist der Wein durch die Bodenbeschaffenheit mineralisch, verfügt über eine gewisse Salzigkeit und eine angenehme frische Säure.
Etwa 200 kleine Produzenten vinifizieren noch Lison, das Anbaugebiet umfasst 106 ha Rebfläche und der der Preis für den Konsumenten liegt bei 9-17 Euro.
Villa Bogdano baut seit 1983 biologisch an. Der Lison Classico ist sehr saftig, schmeckt nach gelben Früchten mit den typischen Aromen von Bittermandel und etwas Salz. Ein frischer und aromatischer Weißwein, der perfekt zu gegrillten Fisch passt. Der Preis liegt bei etwa 17€
Ornella Bellia ist ein satter Wein, voll im Geschmack, mit viel Kräuteraromen wie Rosmarin und Salbei. Ein toller Begleiter zu kräftigen Gerichten, auch mit Gewürzen wie Curryhuhn. Produziert werden 14.000 Flaschen, Preis um die 10,70 €
Ai Galli Lison DOCG verfügt über eine gute Struktur mit etwas Exotik und Noten von Akazienblüten und Bittermandel. Schmeckt zu Fritto, Käse, Salami oder Fisch.
Le Carline Lison Classico DOCG ist ein ein typischer Classico mit viel Struktur, der Wein reift einige Monate auf der Feinhefe. Fruchtig, floral und elegant mit einer salzigen Frische, milder Säure und der typischen Bittermandelnote.
Das Weingut Borgo Stajnbech liegt in Pramaggiore und wird als Familienbetrieb geführt. “150” Lison Classico DOCG bezieht sich auf das 150 jährige Bestehen Italien, der Lison besteht zu 100 Prozent aus der Rebsorte Tai. Fruchtig und elegant, Marille mit den typischen Noten von Bittermandel und Salz. Produziert werden 11.000 Flaschen, der Preis liegt bei 17,80 €
Unter anderem wurde 150 Lison Classico DOC als bester Weißwein des Veneto prämiert.
Savian ist ein Lison Classico DOCG, in der Nase wie auf dem Gaumen viel Frucht wie Birne, Quitte, Zitrus und gelbe Früchte. Hier werden nur 3000 Flaschen produziert, Preis liegt um die 9€
Das Lineup unserer Verkostung, Lison DOCG bietet ein großes Spectrum, vom unkomplizierten Wein zu Antipasti und zum Apero bis zum komplexen Spesenbegleiter und alles zu moderaten Preisen.
Nach unserer Verkostung ging es auf einen Spaziergang durch Caorle. Angekommen in der Altstadt warten dort schon kleine Fahrgelegenheiten und Riesenteddys in Glücksspielkästen auf die Kinder, was ich in Italien immer sehr süß finde.
Caorle ist eine farbenfrohe Stadt und Teil der venezianischen Lagune, die bunten Häuser erinnern an die Insel Burano. Wobei die Farben nicht willkürlich gewählt werden können, hier bestimmt die Stadt im Sinne der Tradition mit. Die Farben der Häuser sind seit langer Zeit den Familien zugehörig und können auch nach einem Verkauf des Hauses nicht einfach gewechselt werden.
Etwa 11.000 Einwohner leben in Caorle, viele sprechen noch den Carloto genannten Dialekt, der sich bis heute bewahrt hat.
Viel geboten ist hier an Bars, Kneipen und Restaurants. Caorle zählt 4,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr und die Stadt lebt vom Tourismus, aber es ist gemütlich und charmatn. Die Einheimischen lieben ihre Stadt und auch die im Umland lebenden Familien kommen gerne nach Caorle. Sie feiern dort Hochzeiten, Geburtstage, treffen sich am Wochenende mit der Familie oder Freunden in den Restaurants oder Bars und man geht gerne an den Strand, wie mir Rebecca Valent von Borgo Stajnbech erzählt hat.
Touristen erschliesst sich die Stadt schnell: ein Stadtrundgang zum Meer, entlang am Hafen spazieren oder etwas essen gehen. Auf eine Pizza oder Piadina, ins Standlokal oder Restaurant, das Angebot ist groß und die Wahl fällt schwer.
Der aus dem 11. Jahrhundert stammende zylindrische Glockenturm ist über 40 Meter hoch und das Wahrzeichen Caorles, das bereits um das Jahr 700 zum Bischofssitz wurde.
Vom Turm sind es nur wenige Meter zur den „Lebenden Klippen“: alle zwei Jahre veranstaltet die Stadt ein Künstlertreffen, wobei diese die Trachitblöcke bearbeiten und so die lebenden Klippen ständig erweitern. Der Weg entlang am Meer führt zur Kirche Madonna dell’Angelo.
Madonna dell’Angelo ist eine Wallfahrtskirche von großer Bedeutung aus dem Jahr 1751, die dem Erzengel Michael geweiht war. Die Legende erzählt, dass Fischer im Meer die Holzskulptur
einer Madonna mit Kind auf einem Marmorsockel gefunden hatten die nicht versank, aber trotzdem zu schwer für den Transport an Land war. Nur den Kindern Caorles gelang es die Madonna mit Sockel zum Dom zu bringen, wo sie am nächsten Tag verschwunden war und darauf in der Kirche am Meer wieder in Erscheinung trat. In einer Nische der Kirche steht der Marmorsockel der Madonna dell’Angelo und alle fünf Jahre findet am zweiten Sonntag im September eine Prozession statt, die über den Hafen in anderen Gemeinden und entlang der Küste führt.
Am Ende der Prozession wird die Marienstatue wieder in ihre Kirche Madonna dell’Angelo heimgebracht.
Für und geht es am Strand entlang zurück in die kleinen Gassen der Altstadt, hier gibt es neben den verschiedenen Restaurants viele nette individuelle Geschäfte.
Caorles Geschichte ist untrennbar mit dem Fischfang verbunden. Jede der Fischerfamilien lässt sich über ihre Segel erkennen, die “Vee Caorlote”. In der Altstadt und an den Außenwänden der Biblioteca Civica di Caorle finden sich Malereien der verschiedenen Segel und ihrer Farben.
Auch wenn es nicht mehr sehr viele sind, aber auch heute fahren noch einige Fischer mit ihren im Hafen gelegenen Booten jeden Morgen in die Lagune um frischen Fisch für die Restaurants zu fangen.
So sind wir schon am pittoresken Hafen angekommen, wo täglich ein interner Fischmarkt für Händler und Gastronomen stattfindet. Und wie charmant: wo es Werkzeug, Farben, Haushaltsgeräte, Geschenke und Kinderspielzeug zu kaufen gibt hat man auch Champagner im Sortiment.