QAFP – Siegel für Gänsefleisch aus Polen
In den letzten Jahren kam unsere Weihnachtsgans aus Deutschland.
In den letzten Jahren kam unsere Weihnachtsgans aus Deutschland.
Bestellt wurden sie immer von mir, denn in der Familie bin ich die einzige, die auf eine Gans besteht.
Vor allem auch weil ich traditionell an Kirchweih auf der Dult stehe und nicht beim Gänsebraten im Wirtshaus sitzen kann. Hierfür kann ich das Fraunhofer in München warm empfehlen, nur reservieren sollte man unbedingt einige Zeit im voraus.
Aber zurück zum Gänsekauf: polnische Vögel kenne ich nur aus der Tiefkühle im Supermarkt, meine Grossmutter hatte sie früher gekauft und ich erinnere mich, dass Gänse aus Polen in meiner Kindheit eine guten Ruf hatten.
Was ich aber im Laufe der Zeit verändert hat, durch Skandale betreffend Lebendrupf und erbärmliche Haltung kamen die Gänse in Verruf.
Trotzdem kam 2011 nur jede 6 Gans aus Deutschland (Quelle Stiftung Warentest), der Rest ist Importware, meist TK, aus Ungarn und Polen.
Und nach Polen wurde ich im Juli zu einer EU-Studienreise zum Thema Gans eingeladen.
Es war meine erste Reise nach Polen, gespannt war ich und vor allem habe ich mich auf einen Gänsebraten gefreut. Und nicht umsonst, denn eines vorweg: die Polnische Hafermastgans schmeckt tatsächlich wie früher, irgendwie sehr gansig, wenn das auch blöd klingen mag.
Vielleicht kommt es vom Hafer, der Geschmack ist jedenfalls kräftig und intensiv.
Zubereitet nach einem Rezept von Frau Dr. Halina Bielińska schmeckten die für uns gebraten Gänse so unglaublich lecker, dass ich 3 Portionen gegessen habe, nach der rustikalen Suppe namens ZureK, einer polnische Nationalspeise Zurek, die ich besonders gut fand.
Kuchen gab es vor Stallbesichtigung und Vortrag ja auch noch, eine Völlerei, bei der auch meine Mitreisenden mitzogen: alle holten sich nach vom unwiderstehlichen Gänsebraten und dem so buttrigen Kartoffelbrei mit Dilll. Toll auch auf den Blumentellern.
Polen verfügt über viel landwirtschaftlich genutzte Fläche, die Strassen sind gesäumt von Kornfelder, üppig mit bunten Kornblumen durchwachsen.
Wobei zwischendurch auch noch naturbelassene Heidefläche zu finden ist, die unterschiedliche Flora und Fauna beheimatet.
Hier haben Gänsezüchter die Möglichkeit den Tieren genügend Auslauf zu bieten,
wie Dr. Halina Bielińska, die es als Leiterin eines staatlichen, zoologischen Instituts in Wielka Koluda es praktiziert: sie verkörpert Polens Gänsemutter, der Spiegel veröffentlichte in Nr. 49/2013 einen Artikel über sie.
2011 gelang es ihr, dass die weisse Koludzka Gans als eigenständige Rasse anerkannt und so zu einem nationalen Kulturgut wurde.
Entstanden ist die Gans durch die Zucht aus einer italienischen Gänseart, welche 1962 über Dänemark kam. Eine sogenannte primitive Gans, zur Zucht wenig geeignet, da sie nur wenige Junge bekam.
Auf dem Hof konnten wir ein Gebäude besichtigen, denn besonders gefürchtet ist das Einschleppen von Keimen, etwa über Straßenschuhe.
Schön haben es die Gänse dort und so sollten sie es haben gemäß den strengen Vorgaben des QAFP-Siegels:eine artgerechte Haltung mit ausreichend Platz und Weidefläche, saubere Stallungen mit gesunden Vögeln und kein Einsatz von Chemikalien oder Antibiotika.
Eine Gans frißt täglich eine stattlich Menge an Hafer, Gras und Kräutern.
In der 21-24 tägigen Mastperiode erhalten die Gänse nur Haferkorn, zur Mast müssen die Gänse nicht gezwungen werden, die Vögel sind extrem gefräßig.
Nach 100 Tagen haben sie das Schlachtgewicht erreicht und wiegen zwischen 6,2-6,4 Kilo.
Die Daunen der Polnischen QAFP Siegel Gänse werden sinnvollerweise auch verkauft, gerupft werden die Tiere aber nach EU Verordnung natürlich nicht lebendig.
Im Gegensatz zu Ungarn ist das Stopfen der Gänse in Polen verboten.
Hier findet oft die Verwechslung mit Ungarn statt, wo die Stopfleber-Produktion erlaubt ist und auch zur Preisgestaltung beiträgt: das Geld ist mit der Stopfleber verdient und das Fleisch kann wesentlich günstiger angeboten werden als es den Züchtern in Polen möglich ist.
Weshalb ungarische Gänse oft ganzjährig in Teilen wie Brust und Keule erhältlich sind.
Die Gänse werden bei Lidl und Edeka erhältlich sein, für mich die Gelegenheit Gänse-Confit einzumachen oder Rillet zu produzieren, um so schon etwas vor Weihnachten mehr Gans für die nächsten Wochen und Monate zu konservieren.
Mein Dank geht an Frau Gray und Herrn Blavius von icf für die hervorragende Organisation der Reise, Frau Dr. Halina Bielińska für die Gastfreundschaft und unseren Simultandolmetscher Michael Scheuer.
Morgen geht es weiter nach Posen, das allein schon eine Reise wert ist.
Mit dabei meine Freundin Dorothée, Astrid von arthurstochterkocht , Susanne Fischer vom Fleisch Magazin, Elisabeth Jahrstorfer Bayerisches Landwirtschaftilches Wochenblatt und Gänsezüchter Claßen von dem ich über das Münchner Geflügelparadies schon ein Stoppelgänschen bestellt habe.