Amarone, The New Wave?

Die zweite Master Class der Amarone Opera Prima hielt Filippo Bartolotta “Amarone, The New Wave?”

Die zweite Master Class der Amarone Opera Prima hielt Filippo Bartolotta “Amarone, The New Wave?”

Seinem Thema folgend bekam jeder Amarone der Degustation den zu seinem Stil passenden New Wave Titel zugeordnet, wie etwa “Video killed the radio star” von den Buggles.

The New Wave aber ist eigentlich der Weg zurück zu den Wurzeln des Amarone della Valpolicella: kein muskulöser, schwerer Wein mit vollem Körper, üppig, alkoholisch mit viel Süße, sondern ein frischer Rotwein, kräftig, aber elegant, schlanker und mit Trinkfluss.

Was heisst: weniger Restzucker als die vom Konsortium vorgeschriebene Höchstmenge von 9 Gramm und einen Alkoholgehalt um die 15% .

Die für das Tasting ausgewählten Amarone waren Beispiele für den “modernen” Stil, waren aber nicht ausschließlich der Jahrgang 2019.

Marco Speri gründete sein Weingut 2008 und produziert mit “Secondo Marco” einen Wein im Stil und der Tradition der 70iger Jahre, wie er es nennt.

Cascina San Vincenzo 2019 von Pasqua schmeckt nach wilden Beeren, Kirschen, Tabak, etwas Leder und dunklen Früchten, der Amarone ist ebenfalls frisch, mit weichen Tanninen und verfügt über einen guten Trinkfluss.

Conte Gastone ist ein Biowein mit Aromen von Waldbeeren, dunklen Pflaumen und Kirschen, dunkler Schokolade und etwas schwarzen Pfeffer.

Marinella Camerani betreibt ihr Weingut mit Tochter Federica biodynamisch. Ihr Amarone Adalia Ruvaln ist samtig, warm, elegant und angenehm frisch.

Anschließend konnte noch alle 70 Amarone della Valpolicella verkostet werden, auch in der Blindverkostung.

Ich habe mich für die “sehende” Verkostung entschieden, nach beiden Master Classes war ich auf der Suche nach Tradition und New Wave und auch nach dem Drinking Window von J. C. Viens.

Auf der Liste waren Weingut, Name und der Zeitpunkt gelistet, wann der Amarone in den Verkauf kommt, der Jahrgang war hier gemäß der Veranstaltung identisch 2019.

Es war spannend, da hier alle Stile zu finden waren, auch die üppigen, mit viel Holz und viel Tannin. Unter den 70 Amarone waren auch Weine, die erst in einigen Jahren in den Handel kommen, was beim Tasting einleuchten war. Andere waren bereits im Handel, haben aber noch gut Lagerpotential und haben noch einige Zeit bis zu ihren “Drinking Window”.

Bei der Präsentation des Konsortiums kamen die Probleme des Klimawandels, der sinkende Weinkonsum, Absatzeinbußen in den USA und die allgemeine Marktentwicklung zur Sprache. Die Probleme betreffen auch den Amarone, im Langzeitvergleich jedoch steht er nicht schlecht da. Die stilistische Entwicklung zu mehr Frische, weniger Süße und Üppigkeit wird dabei weiterhin hilfreich sein.

Im Anschluß wurde der Saal mit den Ständen der Produzenten geöffnet. Hier konnten bis zum Abend alle Weinen auch mit anderen Jahrgängen verkostet werden.

Ich habe mich beim Tasting durch die ganze Liste gearbeitet, weil mit das immer Spaß macht. Denn vom Vortag begegnet so Bekanntes wieder, später kommt beim Produzententasting Unbekanntes und Interessantes dazu. Mir hat dazu noch gefallen:

Ein Teil der Familie Bertani trennte sich mit Gaetano Bertani vom grossen gleichnamigen Betrieb und gründete die Tenuta Santa Maria. Traditionelle Rebsorten Corvina, Corvinone und Rondinella und ein Weinbau mit respektvollen Umgang mit der Natur ergeben hier einen sehr eleganten Wein, ausgewogen, samtig und dazu mit einer schönen Frische trotz hohen Alkoholgehalts.

Der Amarone della Valpolicella Classico “Morar” von Valentina Cubi ist ebenfalls modern, wenig Restsüße, frisch, elegant und nicht wuchtig.

Le Guaite di Noemi mit 2 Gramm Restsüße pro Liter folgt ebenfalls dem “New Wave”, ist weicher und üppiger und gleichzeitig frisch und mit guten Trinkfluss.

Santa Sofia: etwas üppiger, schokoladig, mit feiner Mandelnote, etwas Tabak und kräftiger ein optimaler Speisenbegleiter auch zu Braten und kräftigen Hauptgängen.

Amarone della Valpolicella Santa Maria Valverde: 20 Jahre alte Weinberge, die Reberziehung traditionelle Pergola, hier entsteht ein Wein mit balsamischen Noten, neben den klassischen Aromen verfügt der Wein noch über leicht mentholische Noten, etwas Pfeffer, wilde Beeren und etwas Karamell. Dabei aber saftig, frisch und elegant.

Die etwas volleren, üppigen Amarone:

Der Amarone von Zyme ist vollmundig, würzig und kräftig, er kann bis zu 18 Jahre gelagert werden. Ein super Speisenbegleiter zu kräftigen Gerichten.

Lavagnoli ist etwas blumig, mit reifen Früchten Rosinen, getrockneten Früchten, Tabak und Leder. Kräftig und auch hier ein perfekter Speisenbegleiter.

Tinazzi produziert zwei Amarone della Valpolicella, A50 ist fein, harmonisch, kräftig und mit Röstaromen. Lagerfähigkeit bis zu 15 Jahre.

Der Amarone von La Collina dei Ciliegi hat mit ca. 5,5 Gramm etwas mehr Restsüße, ist dabei aber wesentlich unter der vorgegebenen Grenze. Klassische Aromen von Sauerkirsche und roten Beeren, feine Gewürznoten, kräftig, aber elegant mit ausgewogenen Tanninen mit viel Trinkspaß.

Mittags gab es noch Pasta, am Nachmittag verschiedene Kleinigkeiten als Imbiss und auch Süße, zu allem passte ein Schluck Amarone, was zeigt, was für ein unkomplizierter Speisebegleiter der Amarone sein kann.

Ich fand den Aspekt des “New Wave”, was eigentlich eigentlich “Back too the roots” heißt, spannend was den Trinkspaß perfekt vermittelte.

Ich danke dem Consorzio per la Tutela dei Vini Valpolicella für die Einladung zu dieser sehr informativen Pressereise.

https://www.amaroneoperaprima.it/it

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.