Barocker Luxus – abendlicher Bloggerwalk im Nationalmuseum
Werbung – Ich muss gestehen: mein letzter Besuch im Bayerischen Nationalmuseum liegt schon einige Zeit zurück.
Werbung – Ich muss gestehen: mein letzter Besuch im
Bayerischen Nationalmuseum liegt schon einige Zeit zurück.
Wobei ich sehr oft daran vorbei fahre, dort vor dem schönen Bau die dekorativen Aufsteller zu den Ausstellungen sehe und mir immer denke, das wäre sicher interessant.
So ging es mir auch bei „Barocker Luxus“.
Und dann kam die Einladung zum abendlichen Bloggerwalk!
Ich fuhr vom Odeonsplatz mit dem Bus zum Museum, denn so ist es für mich
ohne Auto am besten zu Erreichen.
Oder mit der Trambahnliene 18 zu Station Nationalmuseum fahren.
Das Museum hatte offiziell schon geschlossen, zum abendlichen Bloggerwalk empfing uns
die Museumsleitung mit ihren Experten, denn jede Abteilung verfügt über einen Spezialisten.
Der Bloggerwalk war für das Museum auch mit einigem Aufwand verbunden,
der Rundgang wollte zeitlich gut geplant sein, jeder Experte hatte 15 Minuten Zeit
um sein Thema zu erklären und kurze Fragen waren auch eingeplant.
Am Vorabend fand eine interne Generalprobe statt, um zu sehen, wie lange es dauert
alle fünf Abteilungen zu durchlaufen.
Hinterher bestand noch ausreichend Gelegenheit zu ausführlicheren Gesprächen
bei belegten Brötchen und Frankenwein aus dem Bocksbeutel.
Der Rundgang begann mit der Elfenbeinsammlung.
Heute ist Elfenbein ja äusserst problematisch, bis zu den letzten Königen und Kaisern
in Deutschland gehörte das äusserst komplizierte Kunsthandwerk mit dem sehr
speziellen Material zu Prinzenerziehung.
Die Ausdauer und Strategie etwas derartig Raffiniertes zu schaffen sollte sich
später in der Politik und Staatenlenkung wiederzufinden sein.
Ein Elfenbeinkunstwerk barg oft noch verspielte Wundersamkeiten, die unerklärlich schienen.
Im Museum steht eine spezielle Drechselmaschine und die Exponate sind von
höchster Seltenheit.
Weiter ging es mit Porzellan und Tafelkultur.
Kurios fand ich folgende Erkenntnis: mit der Erfindung des Porzellans kamen zu ersten Mal warme Getränke wie Tee und Kaffee in Mode, da das Porzellan die Wärme nicht leitete.
Vorher trank man vormittags schon Wein und es besteht die Vermutung,
dass ohne Porzellan die Epoche der Renaissance nie stattgefunden hätte.
Was einleuchtet, es kehrte mit Tee und Kaffee eine ungewohnte Nüchternheit ein, zumindest zeitweilig.
Die Erfindung des Porzellans geht auf den Alchimisten Johann Friedrich Böttger aus Sachsen zurück,
der eigentlich auf der Suche nach Gold war.
Vor den Zeiten des dekorativen Porzellans war es am Hof üblich, die verschiedenen
Braten „lebensecht“ auf den Tisch zu bringen.
Heißt: Federkleid oder Fell wurden dem Gericht mittels Gestänge und Dräten
wieder übergezogen.
Vor allem das mit dem Fell finde ich interessant.
Es muss ja vorher irgendwie behandelt worden sein und wurde vermutlich so wiederverwendet.
Mit dem Porzellan kam der dekorative Moment für Schalen, Schüsseln,
Tellern oder Terrinen.
Schaugeschirr in allen Formen, welche die Tiere und Gemüse des Menüs
zu erkennen gaben.
Serviert wurde à la francaise, hier kommen zum jeweiligen Gang verschiedene
Gerichte gleichzeitig auf den Tisch.
Trotz der neuen Errungenschaft des Porzellans, welche die Töpferware ablöste,
kam bei Staatsbanquettes aus Prestigegründen immer ein aufwendiges Service aus Silber auf den Tisch.
Nur für das Dessert war gelegentlich Porzellan erlaubt.
Berühmt ist hier das Augsburger Silber, dort waren die besten Schmiede ansässig.
Ende des 18. Jahrhunderts löste der Service à la russe den Service à la francaise ab und es wurde alles hintereinander serviert.
Was sich auf die Wärme der Speisen vorteilhaft auswirkte (kamen sie zudem meist noch aus entlegenen Küchen im Schloß), à la francaise bot aber mehr Spektakel.
Zum Thema Spektakel: es konnte sehr langweilig sein bei Hofe, der Stand bestimmte etwa den Sitzplatz an der Tafel.
So war es unumgänglich, immer den gleichen/gleiche Tischnachbarn neben sich zu haben, den man vielleicht auch nicht ausstehen konnte.
Hier halfen Franz Anton Bustelli’s Tischfiguren aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburg, wie etwa die der Commedia dell’arte, ein Tischgespräch in Gang zu halten.
Die Figuren sind voll von versteckten Symbolen und auch heute noch ganz zauberhaft.
Die Sammlung der Gläser ist auch besonders schön.
Hier finden sich elegante Exponate aus Murano wieder, das dort produzierte Cristallo.
Die Arbeiter durften die Insel nicht verlassen, um keine Werksgeheimnisse verraten zu können.
So erging es auch ihren Kollegen bei der Porzellanherstellung in Deutschland, die wie Gefangene gehalten wurden.
Trinkgefäße aus verschiedenen Edelmetallen waren trotz Glas und Porzellan noch immer populär.
Vom Schiff bis zum Ziegenbock mit abschraubbaren Kopf, das Trinken sollte Spaß machen und es gab auch zahlreiche Trinkspiele zur Unterhaltung.
Das Kabinett des Palais Tattenbach ist ein einzigartiges Zeitzeugnis, das aufwendig restauriert in einem Nebenraum des Nationalmuseum aufbewahrt wird.
Von oben bis unten mit der von Joseph Zächenberger bemalter Seide bespannt, war das Kabinett ehemals in der Theatinerstrasse zu Hause (Joseph Zächenberger hat auf der Seide auf einem Selbstporträt verewigt).
Möbel mit aufwendigen Intarsien der berühmten Kunstschreinerfamilie Roentgen befindender sich ebenfalls in der Ausstellung. Extrem rar: ein Spieltisch, der noch vollkommen in seiner originalen Farbgebung erhalten ist.
Der damalige große Erfolg der Roentgen’s (sie beschäftigten an die 100 Angestellte) ermöglicht es, noch wenige Stücke in Museen zu finden.
Wobei die Familie Roentgen einer sehr puritanischen Glaubensrichtung anhingen,
der Herrnhuter Brüdergemeinde, die es ihnen verboten hätte, selbst derartig luxuriöse Einrichtungsgegenstände zu besitzen.
Beliefert wurden sämtliche europäischen Königshöfe, bis die Französische Revolution mit ihrer Umstrukturierung der Gesellschaft einen Geschmackswandel mit sich zog.
Die entsprechenden Gobelins zum Luxusmöbel schmücken auch die Wände.
Die Mode zum Lebensstil war elegant und nicht sonderlich bequem.
Schnürbrust mit eingearbeiteten Fischbein im Korsett, Reifröcke, teils mit Gelenken zum einklappen.
Kinder entsprachen kleinen Erwachsenen und wurden entsprechend eingekleidet.
Auch Affen, als Haustiere gehalten, bekamen Fräckchen und Jäckchen angezogen,
im Nationalmuseum befindet sich ein seltenes Beispiel.
Alles, was künstlich war, galt als schön, der Mensch wollte die Natur und das Tierische überwinden.
Ist heute eigentlich nicht anders.
Die passenden Accessoires mussten aber auch sein: Spazierstöcke mit eingebauten Utensilien, Reiseapotheken oder auch Kosmetikausstattung waren nicht minder luxuriös.
Von unbequemer Kleidung und langweiliger Tischgesellschaft konnte sich der Adel in Jagdschlösschen rund um München erholen.
Hier legte man etwas legereres Gewand an und auch die Etikette war nicht mehr so streng.
Aber auch hier durfte eine prestigeträchtige Ausstattung nicht fehlen: Perlmutt, Silber
und Fischbein wurden für das Dekor der Waffen verarbeitet.
Denn auch im Jagdschlösschen machte man Geschäfte oder bahnte politische Übereinkünfte an.
Besonders modern war die Falkenjagd, ausgestellt sind dazu ein Gemälde mit zwei seltenen, weißen arktischen Falken, Häubchen und Tasche für die Belohnung des Falkens nach erfolgreicher Jagd.
In der Tasche befand sich das so genannten Luder, ein etwas billigeres Stück Fleisch.
Ich danke dem Bayerischen Nationalmuseum für die Einladung zu dieser sehr eindrucksvollen Führung!
Tanja Praske danke ich für die Organisation der Tour.
Hier die Verlinkungen zu weiteren Blog-Veröffentlichungen:
Tanja Praske
»Barocker Luxus«
Bayerisches Nationalmuseum
Prinzregentenstraße 3
80538 München
Die Weihnachtszeit naht und die Krippensammlung des Bayerischen Nationalmuseum ist berühmt.
Bis Ende Januar sind die Krippen ausgestellt.
Tolle Fotos, darf ich fragen mit welcher Kamera sie gemacht wurden.
Liebe Petra Hammerstein,
danke für den „fotografischen“ Beitrag – wir freuen uns sehr darüber, dass unser #Bloggerwalk so gut angenommen wurde und noch besser angekommen ist. Auch wir haben von Euren Ideen sehr profitiert (und lesen jetzt wesentlich mehr Blogs als vorher!) und hoffen, dass das Bayerische Nationalmuseum auch in jüngeren Kreisen als besuchenswert verankert wird!
1000-Dank!
Liebe Petra,
so wunderbar! Es hat mich sehr gefreut, dass du unserer Einladung gefolgt bist! Wunderschöne Fotos hast du gemacht und wieder andere Objekte fotografiert als die anderen TeilnehmerInnen. Ich finde es sehr erstaunlich, wie unterschiedlich ihr wahrgenommen hat. Jetzt die Tischweisen bei dir zu lesen, finde ich grandiost. Es hat mich sehr gefreut, dich getroffen zu haben. Auch für uns ist es immer wieder erneut spannend, euch kennenzulernen und wunderbare, facettenreiche Nachlesen zu lesen.
Wir freuen uns sehr, wenn du wieder das Bayerische Nationalmuseum aufsuchst und wünschen dir bis dahin eine hoffentlich bald ruhigere Zeit!
Vor-Weihnachtsgeschenke habt ihr uns alle gemacht – dafür ein ganz dickes Merci!
Herzlich,
Tanja
Liebe Tanja,
es war so schön im Nationalmuseum, noch dazu nachts!
Ich danke für die Einladung und freue mich, dass der Post gefällt.
Und ich komme bestimmt demnächst wieder, es gibt ja noch viel mehr zu sehen, „Barocker Luxus“ war ja eine Sonderausstellung und so „nur“ ein Teil des Nationalmuseums.
Liebe Grüße
Petra