Ein Abend mit den Cesarine in Bologna

Ein abendlicher Spaziergang durch Bologna endet normalerweise in einer zahlreichen Kneipen auf ein Glas Wein,
bevor es anschließend ins Restaurant geht.


Ein abendlicher Spaziergang durch Bologna endet normalerweise in einer zahlreichen Kneipen auf ein Glas Wein, bevor es anschließend ins Restaurant geht.
Bei uns ging es weder in die Kneipe noch ins Restaurant, was schon einmal ungewöhnlich ist.

Unsere kleine Tour durch die Stadt begann vor dem Palazzo Re Enzo auf der Piazza del Nettuno mit einer kleinen Stadtführung.
Reiseleiter Baldassare Giardina erzählte uns Geschichten zum Neptunbrunnen, bevor wir über die Piazza Maggiore zur Basilica di San Petronio gingen.
Ich war schon einige Male in der Basilika, aber nie mit Führung.
Beeindruckt hat mich hier besonders die Sonnenuhr: durch ein Auge im Dach fallen die Sonnenstrahlen auf den Marmorboden der Basilika. Dort ist ein farblich abgesetzter Streifen mit Markierungen zur genauen Zeitmessung eingelassen!

Vorbei an der Libreria A. Nanni ging es zum Palast des Archiginnasio, wo die Universitätsbibliothek untergebracht ist.
Ein öffentlich zugänglicher schöner Palazzo mit sehenswerten Wappen an den Wänden.

Ich interessiere mich zwar durchaus auch für Schuhe, Handschuhe, Taschen und Kleidung,
aber die große Faszination waren und sind immer Lebensmittel- und Delikatessengeschäfte.
Genauso wie Konditoreien und Bäckereien, Fischgeschäfte, Metzgereien, Märkte, Vinotheken oder Spirituosenläden.
Bologna hat seinen in einer Halle gelegenen Mercato delle Erbe, der durchaus einen Besuch Wert ist.

Viele Läden findet man in der Via Pescheria, dort werden in den Auslagen Gebäck, hausgemachte Pasta und auch handgemachte Passatelli und Tortellini angeboten.
In den Metzgereien hängen Salami, Schinken und Culatello von der Decke und natürlich liegt auch die Mortadella in der Auslage, ganz zu Schweigen vom Fleischangebot.

Bei Atti gäbe es auch eine süße Blutwurst.

Gleich um die Ecke, zwischen Fischläden mit entgräteten Sardellen und gegenüber einer Metzgerei befindet sich die Osteria del Sole.
Und das seit 1465, sie ist eine der ältesten Osterie Italiens.
Die Einrichtung ist rustikal einfach, die Beleuchtung auf Anhieb eher Bahnhofshalle,
trotzdem ist es irgendwie gemütlich.
Das Publikum ist angenehm gemischt und jedes Alter ist vertreten, Stammgäste, Touristen, Studenten und Geschäftsleute.
Zu Bestellen gibt es nur Getränke, auf der Karte hätte ich schnell was gefunden, etwa den Frizzante Pignoletto – Corte D’Aibo oder den Gewürztraminer aus Tramin.

Wer etwas Essen möchte kann es mitbringen, Einkaufsmöglichkeiten sind ja in der Umgebung ausreichend vorhanden.
Sympathisch, wie im bayrischen Biergarten.

Osteria del Sole
Vicolo Ranocchi 1b
40124 Bologna
Osteria del Sole

Erstaunlich sind der Ausdruck wie auch das Material der Gruppe Compianto sul Cristo morto.
Aus Lehm geformt wurde sie zwischen 1463 und 1490 von Niccolò dell’Arca, dem Meister des Terracotta.

Hier fand unsere Stadtführung ihr Ende und wir hatten ja einen Termin mit den “Cesarine”

Dort waren wir über Le Cesarine bei Oriana Altamura zum Abendessen eingebucht.

Das Netzwerk “Le Cesarine” existiert seit 2004, wer bei einem Gastgeber oder einer Gastgeberfamilie in familiärer Umgebung typische Gerichte der jeweiligen Gegend essen möchte findet hier Möglichkeiten in ganz Italien.
Ob alleine, als Gruppe, lange im Voraus geplant oder kurz entschlossen, auf der Homepage kann alles im Detail gebucht und angefragt werden.

Orianas Mann Salvatore empfing uns bereits im Treppenhaus und führte uns in die hübsche Wohnung im obersten Stockwerk in einem Wohnhaus mitten in der Stadt.

Oriana liebt es Gäste aus aller Welt zu bewirten und ihr Mann hilft ihr dabei, auch in der Küche.
Dort ist es auch möglich, beim Kochen zuzusehen, wir als größere Gruppe konnten in Etappen an den Herd kommen.

Im Wohnzimmer wartete bereits ein fast malerisch eingedeckter Tisch auf uns: Selbst gebackenes Brot, Cicciolo (eine knusprige Schweinefett-Spezialität), Mousse di Mortadella (natürlich auch selbst gemacht), Salami und Schinken.
Anfangs fremdle ich immer etwas in einer privaten mir unbekannten Umgebung, was aber schnell verfolgen ist.
Der Runde am großen Tisch ging es mit Wein und mit kleinen Häppchen nicht anders, wir fühlten uns alle sehr schnell wohl.

So konnte die Vorspeise kommen: eine kalte Kürbiscremesuppe mit Stücken von einer Cacciatore, was ich als eine geniale Idee empfand. Salamistückchen: Das ist ja die simpelste Einlage, vor allem in einer kalten Cremesuppe!

Dann servierten die beiden die typische Gramigna, eine geschnörkselte Nudelsorte, mit Salsiccia.
Gefolgt vom Hauptgang, dem Cotechino mit Crema di Lenticchie, ebenfalls typisch für die Region.

Irgendwie endet mit der Gramigna meine Fotodokumentation, es wurde zu gemütlich…
Von Cotechino und Tenerina, dem Schokoladenkuchen, gibt es irgendwie keine Bilder mehr, Fotografieren vergessen!
Es gibt ja eigentlich kein besseres Zeichen.
Wir tranken noch Espresso, Dessertwein und Schnaps, dann mussten wir uns leider verabschieden.

Oriana und Salvatore waren zauberhafte Gastgeber, es war alles ganz hervorragend und eine große Freude die beide kennenzulernen!

Hier geht es zu den Le Cesarine

 

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.