Villa Bogdano 1880 und Le Carline: zwei Bio-Weingüter des Veneto.

Das Weingut Villa Bogdano 1880 liegt in Lison di Portogruaro nicht weit von Venedig. Die Geschichte geht zurück bis ins 16. Jahrhundert, als die Serenissima Land an Adelsfamilien vergab, darunter die Giustinian. Aus dieser Zeit stammt das Herrenhaus, die 1880 restaurierte heutige Villa Bogdano.

In der Villa Bogdano werden wir zu einem Tasting mit Mittagessen erwartet und wir beginnen mit einem Lison Classico D.O.C.G. Lison hat je nach Alter und Produktion viele Facetten, von Easy Drinking bis zum anspruchsvollen Speisebegleiter.

Typisch aber immer ist ein mittlerer Säuregehalt, Fruchtaromen von Äpfeln, Zitrusfrüchten, Pfirsich und eine Note von Bittermandeln. Dazu kommt die Mineralität und Salzigkeit aus dem Boden des Schwemmlandes der Lagune, was den Wein ungemein frisch und crisp macht, vor allem die jungen Jahrgänge. Nach einigen Jahren Lagerung verschwindet die Fruchtigkeit, der Wein wird runder und cremiger, behält dabei aber seine Mineralität und Frische.

Das Vorspeisenbuffet bietet alles was vor allem zu einem frischen Lison DOCG schmeckt: Salami und Käse, Fisch und Meeresfrüchte, gegrillte Gemüse, Spargel und Eier.

Auch süß-saueres wie Sarde in Saor, Nervi (ein traditioneller Salat aus Kalbssehnen) oder eingelegte blaue Zwiebeln passen perfekt zu Lison.

Genauso wie ein unkomplizierter Salat aus weissen Bohnen und die typische Stockfischcreme Baccala Mantecata, etwas Fett funktioniert immer gut mit Lison.

Zum Hauptgang, einem Risotto mit grünen Spargel, wechseln wir den Wein und es kam der Chardonnay Venezia aus der Reihe Klassiker ins Glas.

Zu 100 % Chardonnay, cremig durch Batonnage, mit Aromen von Kräutern und besonders Kamille, von den Früchten vorwiegend Birne und eine salzig-mineralische Note.

Der zweite Chardonnay ist ebenfalls ein 100% Chardonnay.

Nach 24 Stunden Kaltmazeration erfolgt eine sanfte Pressung und der Ausbau erfolgt 18 Monate im französischen Barrique mit mittlerer Toastung, dazu kommt eine Lagerung von über 3 Monaten in der Flasche.

Ein sehr cremiger Wein mit Tropic, würzig, etwas Haselnuss und klassisch mit Vanille- und Holzaromen.

Gerne verkosten wir auch hier den Refosco di Peduncolo Rosso des Hauses.

2 Hektar der insgesamt 110 Hektar Weinberge sind mit Peduncolo Rosso bepflanzt. Die Trauben werden sehr reif geerntet, der Wein reift 12 Monate im Stahltank, 18 Monate in 45 Hl Fässern mit mittlerer Toastung und 3 Monate in der Flasche.

Rubinrot mit rubinroten Reflexen, am Gaumen rote Beeren, Wacholder, etwas Wald und Moos, dazu eine leichte Pfeffernote. Elegante Tannine, schmeckt im Sommer auch sehr gut leicht gekühlt.

Lucio Tessari ist der Önologe des Weinguts und erzählt uns von den Weinen, von seinem Schwager und Geschäftspartner Domenico Verones erfahren wir viel von der Restaurierung des Hauses wie etwa über den wunderschönen originalen Terrazzoboden, der jährlich viele Liter Öl schluckt um geschmeidig und biegsam zu bleiben.

Pinot Grigio Ramato ist ein sehr traditioneller Wein, welcher der Gegend entspricht. Sehr frisch und elegant mit wenige primären Fruchtaromen, die von Pfirsich und Melone kommen, dazu noch etwas Kräuter. Leicht mit 12 % Alkohol.

Zum Dessert, einem Obstsalat, trinken wir den Refosco dal Peduncolo Rosso.

Unser Line-up nach dem Mittagessen.

Ein Spaziergag vorbei an den Stahltanks und durch den Keller führt uns hinaus in den Weinberg.

Hier wachsen noch über 100 Jahre alte Rebstöcke der autochthonen Rebsorte Tai, die bis heute Früchte tragen. Erzogen werden die Reben nach dem schon von den Benediktinermönchen verwendeten System “Cassone Padovano“, der Ertrag ist gering, aber das Lesegut ist hervorragend.

Ein sehr schönes Weingut, ein Besuch lohnt sich für eine Verkostung, die auch massgeschneidert für spezielle Veranstaltungen oder Gruppen gebucht werden können. Yoga gibt es gelegentlich auch.

Nur 6 Kilometer von der Villa Bogdano entfernt liegt das Weingut “Le Carline”.

Wir machen einen Spaziergang durch den Weinkeller, vorbei an Amphoren und Stahltanks.

Im Fasskeller lagern neben Fässern auch die gestapelten Flaschen des Methodo Classico Spumante “Diana”.

Im Fasskeller wartet auf uns auch das Tasting, mit Salami, Coppa und verschiedenen Käsesorten.

Wir beginnen auch hier mit Lison und auch hier ist Lison der perfekte Begleiter zu Käse, Salami, Brot und Käse.

In der Vertikalverkostung vergleichen wir die Jahrgänge 2012, 2017, 2021 und 2022.

70 % der Weine reifen zu 70% in Stahltanks, die restlichen 30 % im Holz. Der Anteil im Holz verschafft dem Lison mehr Volumen und hilft den Wein bei der Reifung. Denn auch nach 12 Jahren verfügt der Lison über eine schöne Säure, ist ausgewogen und bei mehr Tiefe noch immer frisch.

Wir beginnen mit dem Jahrgang 2022, der superfrisch ist, aber sehr jung und noch 6 Monate reifen sollte.

2021 war ein gutes Jahr, der Wein ist runder, komplexer und besonders ausgewogen.

2017 war ebenfalls ein sehr gutes Jahr und mein Favorit. Tiefer, etwas blumig und fruchtig, etwas mehr Süße, super zur Schärfe des Käse mit Chili und zu Salami.

2012 ist wesentlich trockener, mit weniger Frucht und blumigen Aromen. Der Wein ist rund, komplex, fisch, aber kein Terrassenwein sondern mehr ein Speisebegleiter, perfekt zu Risotto und Fisch.

Le Carline produziert auch einen tollen Refosco dal Peduncolo Rosso.

Es gibt zwei Linien des Refosco dal Peduncolo Rosso, beide bestehen aber immer zu 100 % aus Refosco. Und alle haben viel Tiefe und kräftige Tannine gemeinsam.

Die Linie Cantastorie möchte traditionellen Stil mit Moderne verbinden.

Hier verkosten wir verschiedene Jahrgänge und beginnen mit 2021. Frische Tannine, Aromen von Pfeffer, Gewürzen, roten Früchte und rote Beeren  überwiegen hier.

2020 verträgt mit viel Holz und viel Tannin noch einiges an Lagerung.

Der Jahrgang 2019 mit weniger Pfeffer schmeckt mehr nach Johannisbeeren, ist frisch mit schon ausgewogeneren Tanninen.

2018 ist wesentlich runder, mit etwas Schokolade, die Tannine sind weicher und gut eingebunden.

Einen Refosco aus der sulfitfreien Linie gibt es noch: den Jahrgang 2023. Sehr saftig, mit weniger Tannin und frisch, schmeckt auch gekühlt sehr gut.

Alle Refosco dal Peduncolo Rosso sind ebenfalls die perfekte Käse-Salami Begleitung.

Speziell ist die Linie Resiliens: die PIWI Weine von Le Carline sind sensationell gut und völlig eigenständig. Zwei Weißweine, zwei Rotweine und einen Spumante sind hier im Angebot, leider haben wir nicht mehr Zeit für alle Weine und verkosten zwei:

Sauvignon Nepis.

Frisch, vegetabil mit Noten Tomatenblättern, blumiges von Holunderbeeren, fruchtiges von Passionsfrucht und Zitrusfrüchten. Schmeckt zur asiatischen oder Fusions Küche besonders gut.

“Prior” Resiliens PIWI IGT.

Mazeriert und fermentiert in Terracotta-Amphoren, anschließend Lagerung in französischer Eiche. Fruchtig, floral und von mittlerer Struktur schmeckt Prior leicht gekühlt zu kräftigen Aromen, Braten mit Soßen, Wild und reifen Käse.

Zum Abschluß noch ein Süßwein: Dogale Passito IGT Veneto reift in kleinen Fässern.

Ein eleganter Süßwein mit perfekter Säure, etwas Karamell mit Aromen von Nüssen, Mandeln, Feigen, getrockneten Aprikosen und Honig.

Zurück im heimeligen Hafen von Caorle!

Von dort ist es nicht weit zum Restaurant “Da Buso”, hier treffen wir uns zu einem abschließenden Abendessen unserer Reise mit dem Consorzio Vini Venezia.

Drei Winzer und Winzerinnen von Ai Galli, Savian und Stajnbech kamen als Vertreter ihrer Weingüter dazu.

Die uns bereits bekannten Lison werden zu einem Fischmenue serviert und alle Gerichte lieben Lison: der vielseitige Weißwein verträgt sich mit Frittierten aber auch mit rohen Fisch.

Meeresfrüchte und Fisch, Lison ist immer die perfekte Begleitung.

Zum Hauptgang, dem gebratenen Fischfilet mit Garnele und Spinat kommt Borgo Stajnbech 150 Lison Classsico D.O.C.G ins Glas. 100% Tocai Friulano, intensiv, fruchtig, weich, elegant mit der typischen Bittermandelnote.

Besonders gefreut hat mich ein Wiedersehen mit Rebecca Stajnbech, ich hatte das Weingut Stajnbech schon im letzten Jahr kennengelernt. Und 150 war auch mein Liebling des Abends.

Ich danke dem Consorzio Vini Venezia für die Einladung zu dieser spannenden Pressereise.

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.

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