Bussana Vecchia

auf die Kirche

Und zwar soweit weg, dass ich am liebsten nach einer halben Stunde bergauf wieder umgekehrt wäre.

Und zwar soweit weg, dass ich am liebsten nach einer halben Stunde bergauf wieder umgekehrt wäre.
Aber von vorne: vor der Abreise nach San Remo las ich in einem Reiseführer über Bussana Vecchia, was mich sofort interessierte:
die Stadt wurde bei einem großen Erdbeben, das am 23. Februar 1867, einem Aschermittwoch, die ligurische Küste erschütterte, stark zerstört.
Die Überlebenden verließen die Stadt, lebten noch einige Jahre in provisorischen Zelten und Hütten am Hügel und erbauten dann Bussana Nuova am Meer.

Bussana Vecchia blieb verlassen, bis in den 50ger Jahren Wanderarbeiter dort zu Übernachten begannen. Der Staat schritt ein, vertrieb die Wanderarbeiter und versuchte durch weitere Zerstörung der Ruinen die Geisterstadt noch unbewohnbarer zu machen.
1959 entdeckte der Künstler Sig. Clizia aus Turin Bussana Vecchia für sich, mit dem Dichter Giovanni Fronte und dem Maler Vanni Giuffré gründete er 1961 die Comunità Internazionale degli Artisti.
Es folgten weitere Künstler aus ganz Europa und begannen die Stadt wieder instand zu setzten. Mittlerweile auch mit Strom und Wasser.
Überhaupt sieht das Städtchen gemütlich und aufgeräumt aus, es wohnen einige Leute dort, es gibt Ateliers, Cafes und kleine Restaurants.

Google maps errechnete 3,8 km Fußweg und 40 Minuten, was sein mag, nur mit so starken Anstiegen, dass ich das Rad schieben musste.
Dann ging’s wieder steil runter, leider aber auch nicht fahrbar.

Bussana liegt auf einem Hügel, bei der letzten Etappe bekam ich den Rat, nicht der Strasse weiter zu folgen, sondern am Knast vorbei rechts den Trampelpfad nach oben zu nehmen, wäre kürzer und: mit dem Rad auch kein Problem.
Zwischendurch fiel ich schon vom Glauben ab, aber auf Steine gesprühte Pfeile waren zumindest ein Zeichen, dass vor mir schon mal wer hier war. Und auch annahm, dass mal wieder welche entlang kommen könnten, wie ich in diesem Fall.

Auf dem Weg nach oben sind noch einige große Löcher im Boden zu passieren, das Rad muss aber mit und auch über das Wasserrohr gehoben werden.
Dann ging es am Kaktus vorbei die Mauer entlang und plötzlich stand ich in der Stadt. Was fantastisch ist, obwohl er weiter bergauf geht und ich auch an das schlimme Schicksal der ehemaligen Bewohner denken musste.

Bei der Kirche oben traf ich dann auf Bauarbeiter, die dabei waren neben der dortigen Jazzbar Steine aus der Ruine zu holen.
Mit meinem offensichtlich unsportlichen Fahrrad und meinem krebsroten Kopf (Sonnenbrand und Anstrengung) löste ich Gelächter aus und wurde gefragt, ob ich von “da unten” raufkommen, wobei klar war, dass sie den Trampelpfad meinten.
Wir mussten alle lachen und ich ging weiter in einen Kaktus-Dachgarten, sah mir ein kleines Museum an, dann wurde ich im darunter liegendem Künstler Sozialprojekt zu Kaffee und Tee eingeladen.
Die Jungs dort meinten, ich solle mich nur in Ruhe umschauen, zeigten mir das Haus, wohin Künstler kommen können, dort übernachten und sich nützlich machen, den zu tun gibt es da einiges. Aber die Räume entwickeln sich.

Im Sommer ist wohl viel los, es gibt eine kleinen Bühne, die Küche verfügt über einen Pizzaofen und abends wäre ich zum Pizzaessen eingeladen gewesen, Bier war scheinbar auch schon auf dem Weg.
Wäre sicher nett gewesen, ich bin aber noch etwas spazieren gegangen und auf der anderen Seite wieder raus aus der Stadt, wo ein Café und ein kleines Restaurant am Weg lagen.

Bevor die Strasse nach unten führt liegt links eine etwas größere Trattoria, ich hätte auch gerne irgendwo was gegessen.
Aber auf mich wartete ein auf Olivenöl basierendes Menü im Hotel.

Die Reise von San Remo nach Bussana Vecchia mit dem Auto ist einfach: erst ca. 7 km die SS 1 (Via Aurelia) entlangfahren, dann links bergauf abbiegen (ist ausgeschildert).
Aus Genua kommend erst die Arma di Taggia, dann rechts abbiegen (ist ebenfalls ausgeschildert).
Nach einem Kreisverkehr führt die schmale Straße kurvig bergauf.

Ich habe diesen Weg zurück genommen, die Strasse ist nicht steil und das Rad fährt hier von selbst. Rauf fahren wäre mir nicht möglich, für sportliche Radfahrer mit tollem Fahrrad sehe ich aber eine Möglichkeit.
Es gibt auch einen Bus, der gelegentlich fährt, was mir zu kompliziert erschien.
Besser ist dann wohl ein Taxi, wie es dann zurückgeht weiß ich allerdings nicht, in Italien hätte ich aber Hoffnung in einem der Lokale jemanden zu finden, der eine Mitfahrgelegenheit zumindest nach Bussana Nuova anbietet.

Wie auch immer die An- und Abreise gelöst werden: einen Besuch kann ich unbedingt empfehlen, wobei ich beim nächsten Mal früher am Tag herkommen würde und nicht nur eine Besichtigung einplanen würde, sondern überall länger sitzen wollen würde. Übernachten ist sicher ebenfalls sehr schön.

Bussana Vecchia







Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.

4 Comments

  1. ….hier mal ein großes Lob und “Dankeschön” für den “Mut”, den ich IMMER lese. Jeden Post!

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