Über den Fluß und in die Wälder zum Weingut “La Frassina”

Caorles Umgebung ist bekannt für seine zauberhaften Kanäle in der Lagune Venedigs, in die sich nicht weit vom Hafen Bootsausflüge unternehmen lassen.

Unser Ziel ist das Weingut “La Frassina”, das sich mit dem Boot erreichen lässt und so laufen wir vorbei an kleinen Schiffen und Fischerboten zum Canale Saetta.

Am Canale Saetta liegt die Anlegestelle unserer Boots-Exkursion, von hier werden diverse, auch individuell geplante Touren, angetreten.

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Kaum 10 Minuten Fußmarsch vom Hafen entfernt erreichen wir den Bootssteg im Grünen, die Lagune liegt vor uns und wir freuen uns auf die Bootsfahrt.

Am Vormittag ist es schon sehr warm, auf dem Schiff ist es angenehm luftig und ein gut sitzender Sonnenhut ist hier ein angenehmer Begleiter.

Wir fahren den Kanal entlang, die Lagune öffnet sich und wird breiter. Rechts am Ufer des Canale Saetta liegen die plötzlich ganz überraschend die wunderschönen Casoni. Die traditionellen Fischerhütten mit ihren schönen Schilfdächern sind aus Lehm und Holz gebaut, viele gibt es leider nicht mehr.

In einem größeren Anwesen am linken Ufer war Hemingway in den 40iger Jahren zu Gast, von hier brach er in die Lagune zum Fischen und zu Entenjagden auf. Die Lagune und die Pinienwälder erinnern an die Landschaften in seinen Roman “Über den Fluß und in die Wälder”, sie waren eine wichtige Inspiration für Hemingway. Auch überwand er hier in der Natur seine Schreibblockade.

An der Anlegestelle wartet schon ein Planwagen, bereit für die Fahrt zum Weingut. Hier lässt sich die Trockenlegung und Landgewinnung der Region erkennen und erklärt, wie wichtig diese Maßnahmen in den 40iger Jahren waren, in Zeiten als hier noch die Malaria grassierte.

Mit einem Planwagen erwartet uns Lucia Pasti vom Weingut “La Frassina”, das sie mit ihrem Bruder Carlo führt und seit 2010 aus- und umgebaut hat.

Der Weinberg wurde mit Reben von Lison, Merlot, Cabernet Sauvignon und Refosco dal Peduncolo Rosso neu bepflanzt, eine Anbaudichte mit geringen Ertrag der Trauben pro Pflanze war hier besonders im Focus.

Das Weingut La Frassina ist nicht Bio-Zertifiziert, arbeitet aber nach den Prinzipien des nationalen Siegels SQNPI (Sistema di Qualità Nazionale di Produzione Integrata). Vielen Weingütern ist die Zertifizierung zu teuer und teils gestaltet es sich als zu schwierig, weshalb das Siegel eine seriöse Lösung für den nachhaltigen Anbau ist.

Auf 11 Hektar werden D.O.C.G Lison, D.O.C. Lison Pramaggiore und Weine nach den Richtlinien der D.O.C. Venezia produziert. Uns erwartet nicht das komplette Line-up sondern ein Lison Vertikal-Tasting mit verschiedenen Jahrgängen.

Die Reben des Tocai Friulano werden in Spaliererziehung gezogen, die Reifung erfolgt circa 7 Monate in Edelstahltanks.

Das Ergebnis: Strohgelb mit goldenen Reflexen. In der Nase Lindenblüten, Glyzinie und Akazienhonig. Geschmacklich: vollmundig und mineralisch, Aromen Apfel und Birne, eine gewisse Salzigkeit und die typischen Noten von Bittermandeln.

Gemeinsam haben alle Lison-Jahrgänge: viel Struktur und wenig Säure.

Wir beginnen unser Tasting 2019 und im späteren Vergleich erkennt man noch einen anderen Weintyp. 2019 verfügt über wesentlich weniger Frucht aber noch immer viel Frische. Guter Speisebegleiter zu Fisch und weißen Fleisch, verträgt Kräuter und Aromen.

2020 ist cremiger, leicht fruchtiger, hier stechen Honig und Kräuter heraus.

2021 ist etwas alkoholischer, ebenfalls weniger Frucht mit Noten von Salbei und Rosmarin.

2022 ist ein voller und runder Wein, etwas mostig und verfügt über viel tropischen Frucht.

2023 wurde vor 4 Monaten abgefüllt und so natürlich der Frischeste. Pur, viel Pfirsich, etwas salzig und weniger Bittermandelnoten, sehr typisch und easy drinking.

Eine spannende Verkostung, auch farblich sind unterschiede gut erkennbar. Links aussen 2023 ein frischer zitronengelber Wein, der gut gekühlt ein perfekter Terrassenwein ist. Nach rechts des Line-up’s 2019 entlang wird die Farbe strohgelber, der Wein verträgt mit steigenden Alter auch einige Grad mehr um sich zu entfalten.

Nach der Lisonprobe musste unbedingt noch der Refosco dal Peduncolo Rosso probiert werden.
Wieder spaliererzogen beträgt die Pflanzdichte 3100 Rebstöcke pro Hektar bei einem Hektarertrag von 50 Doppelzentnern.

Der Refosco dal Peduncolo Rosso wird Ende September gelesen, gekeltert wird in Edelstahltanks bei einer 10-14tägigen Maischegärung und kontrollierter Temperatur zwischen 24-26°C. Gereift wird der Wein in Edelstahltanks und Eichenholzfässern über einen Zeitraum von etwa 24 Monaten. Es entsteht ein rubinroter Wein mit einer Nase von reifen, roten Früchten, Himbeeren und Brombeeren.

Geschmacklich ein typischer Refosco, perfekt zu roten Fleisch, Braten, Geschmorten und zu Käse.

Sparkling: der IGT Lia aus 100% Glera. Trocken, frisch und trotzdem dicht, mit Fruchtaromen von Äpfeln und Pfirsich, dazu noch Hefe und Brotrinde. Produziert werden nur 2500 Flaschen.

Der perfekte Abschluss unseres Tastings.

Mein Dank an La Frassina für da spannende Tasting und D.O.C. Venezia für die Einladung.

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.

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