Von Durrës nach nach Fishtë – Agriturismo Mrizi i Zanave

Nach einer 45 minütigen Autofahrt kamen wir am späten Nachmittag in Durrës an.

Durrës liegt ca. 45 Kilimeter von Tirana entfernt und schon ist man am Meer.

Parken ist nicht problematisch, wir fanden gleich einen Parkplatz vor dem Hotel. Das Hotel Epidamm liegt nur 300 Meter vom Strand entfernt, wir brachten die Koffer ins Zimmer und machten nach der Autofahrt einen kleinen Spaziergang an den Strand.

Zu einem größeren Stadtrundgang war es schon zu spät, die Stadt bietet aber einige antike Sehenswürdigkeiten wie das große Amphitheater und die Stadtmauer.

Am Strand liegt ein Restaurant neben den anderen, die allesamt einen guten Eindruck machten. Hunger hatten wir keinen und genehmigten uns bei Sonnenuntergang ein Bier.

Dann war uns einem Drink. Zurück im Hotel setzten wir uns an den Boulevard und tranken bei ziemlich lauter Musik nicht nur einen, denn die Margaritas der Hotelbar waren ganz ausgezeichnet.

Das Bett was ausgesprochen gemütlich, so gut ausgeschlafen ging es zum Frühstück.

Ich probierte Trahana, ein sehr traditionelles Gericht bestehend aus einer Art Grütze mit Sauermilch, Käse, Peperonischeiben und gebratenen Brotwürfeln. Deftig und weckt Tote auf.

Das Hotel bot auch sonst noch viel Angenehmes wie Spa und Türkische Sauna, nur kamen wir am Vortag zu spät an und nun mussten wir weiter nach Fishtë.

85 Kilometer sind es von Durrës nach Fishtë, die Fahrt dauerte knappe 2 Stunden und ich war wie immer froh angekommen zu sein.

Die eigens angelegte Strasse führt zum Agriturismo Mrizi i Zanave, denn bevor die Brüder Altin und Anton Prenga ihr Agriturismo eröffneten war hier nichts erschlossen.

Wir fuhren das Auto auf den Parkplatz und waren auf den ersten Blick begeistert! Dann brachten wir unser Gepäck ins Haus und gingen gleich zum Mittagessen, im Garten war bereits eingedeckt.

Viel Platz für große Feiern aber auch für viele Gäste und es füllt sich schnell.

Zur Begrüßung gibt es zur Erfrischung Granatapfelsaft, der frisch gepresst, wie überhaupt alles, direkt vom Hof kommt.

Das Mittagsmenü ist üppig, wir starten mit einem Frischkäsetörtchen mit Leberpastete und Spinatcreme.

Zur Vorspeise werden gepickelte Zwiebelchen, Karotten und Brokkoli, Oliven, Salami, Schinken, verschiedene Käse, gebackenes Maismehl mit Gemüse und das traditionelle Maisbrot serviert.

Der Hauptgang besteht immer aus viel Fleisch: Zicklein, Schweineflesichspieß, Steak vom Rind oder Lamm, begleitet immer von einer Käsecreme mit Kräutern. Salat oder Kartoffeln muss man extra bestellen.

Nach dem Mittagessen sahen wir uns ein bisschen auf dem Hof um, anschließend ging es in mein gemütliches Zimmer, das eigentlich Platz für 3 Personen hätte. Ein bisschen Lesen und vor dem Abendessen noch in den Garten gehen, der noch viele weitere Sitzgelegenheiten bietet.

Dort zwischen Bäumen und bei Vogelgezwitscher kann auch zu Abend gegessen werden, oder man nimmt einfach wieder einen Granatapfelsaft. Oder Kiwisaft, der schon relativ sättigend ist, also Vorsicht….

Unternehmungen gibt es wenig, Albanien ist strassentechnisch nicht gut erschlossen, Autofahrten sind abenteuerlich und ich spare mir lieber jede nicht notwendige Fahrt, wobei ich nichtmal selbst fahren musste. Anderseits hätte ich gerne die zwei nahegelegenen Weingüter besucht, dazu kam aber noch schlechtes Wetter am zweiten Tag und so blieb es gemütlich im netten Zimmer.

Für mich nicht problematisch, ich habe nichts gegen ein paar faule Tage, aktive Typen sollten sich aber etwas überlegen. Das kleine Hotel verfügt nur über wenige Zimmer und sollte etwas im Voraus gebucht werden.

Der Aufbau des Agriturismo war ein großes Projekt und ging Schritt für Schritt voran.

Es war von Beginn an ein Erfolg, was nur zu Beginn keiner in der Umgebung glaubte. Eher dachten alle die Prenga Brüder wären verrückt: keine Strasse, große Investitionen und wer sollte da kommen?

Aber es kamen viele, Touristen und auch viele Einheimische und ist in kurzer Zeit dazu noch zum Slow Food Convivium geworden. Es ist jeden Tag geöffnet und pro Tag gehen hunderte von Menüs raus.

Das Mrizi i Zanave wurde ein wichtiger Arbeitgeber in der Region und bezieht alle Produkte, welche über den eigenen Anbau hinaus gehen von Kleinbauern aus der Umgebung.

Am nächsten Tag durften wir die Produktionsstätten besuchen und es war eindrucksvoll. Über den hauseigenen Weinberg liefen wir bei Nieselregen den Berg hinauf zum umgebauten ehemaligen Gefängnis. Hier befinden sich der Weinkeller mit Verkostungsraum, die Käserei, Räucherkammer für Salami und Schinken, hier werden die Gemüse gepickelt, Marmeladen und Obst eingemacht, Liköre angesetzt und saisonal so alles produziert was es im Mrizi i Zanave so braucht.

Wir beginnen unsere Besichtigungstour im Weinkeller. Oben im Hof steht die Presse, wir gehen vorbei an den Stahltanks zur kleinen Abfüllanlage und stehen gleich im Fasskeller mit eleganten Verkostungsraum.

Gerne wäre ich dort bei einer abendliche Weinprobe dabei gewesen, aber der Wein kann im Restaurant bestellt und auch im Hofladen kaufen werden. Wir haben dort die Weine mit viel Vergnügen getrunken und aus dem Hofladen kam auch noch eine Flasche mit.

Geg bezeichnet übrigens einen Typus traditioneller älterer Männer, die gerne gemeinsam sitzen, sich unterhalten und dabei ein Glas Wein trinken. Den Geg bringt so die Illustration auf dem Rotweinetikett und auf der Metallarbeit zum Ausdruck.

Und Roza schmeckte am Nachmittag im Garten und am Abend zu den Vorspeisen, ein angenehmer, frischer Rosé.

Aber zurück zum ehemaligen Gefängnis, der heutigen Produktionsstätte.

Hier werden die saisonalen Spezialitäten hergestellt, von eingemachten Feigen bis zu der weissen Unterschale der Wassermelone, es wird alles verwertet.

Rosenblätter werden in Glasflaschen für Likör angesetzt, in der kleinen Mühle wird Mais gemahlen und im Ofen wird geräuchert, wobei einige der Schinken und Salamis luftgetrocknet werden.

Hier hängen die unterschiedlichsten Stücke vom Schwein als Schinken und auch die Salamis schmecken so unterschiedlich und auch ungewöhnlich.

Viele verschiedene Käse lagern hier, Hartkäse pur oder mit Thymian oder Chili, Frischkäse und eine Art Camembert.

Auch werden manche Käse gebeizt, saisonal und hier im Granatapfelsaft. Es war eine tolle Führung durch den Kosmos des Mrizi i Zanave.

Zurück wieder vor dem Restaurant: wie überall typisch ist der Geruch von Holzkohle-Grillfleisch, hier die saftigen Schweinefleischspieße in der Grillzange.

Hier kommen die traditionellen Maisfladen in den Holzofen, das Maisbrot wird in aller Herrgottsfrühe gebacken.

Unbedingt Platz im Koffer planen, im Hofladen gibt es Käse, Eingemachtes, Wein, Salami und Schinken!

Die Geschichte Albaniens nachzulesen ist interessant, ein kurioses Detail ist der Bunkerbau unter der Herrschaft Enver Hodschas. Überall sind sie sichtbar, inzwischen oft bunt angemalt wie im Mrizi i Zanave und heute oft zur Pilzzucht verwendet.

Am Zaun können die Kinder Ziegen mit getrockneten Mais füttern, im lustigen Ölfässerzug kann eine Runde über das Gelände gefahren werden (ich bin auch mitgefahren…) und im Garten sitzt es sich eh sehr lauschig.

Wieder gut geschlafen und auf zum Frühstück. Was auf dem Buffet steht ist frisch und süß. Viel Obst, Gebäck, Säfte, natürlich gibt es auch Eier, Tee und Kaffee.

Wir blieben ja noch einen weiteren Tag und aßen zu Mittag und Abend.

Neben dem Menü, das immer automatisch kommt, hier wird normal nur nach der Wahl des Fleisches gefragt, aber gelegentlich wurden andere Gerichte an uns vorbeigetragen.

Wir fragten nach und da gibt es noch verschiedenes, darunter die traditionellen Nudeln mit Pilzen. Dazu noch gefüllte Teigtaschen oder Lammspiesschen, fast gleich den Arrosticini aus Apulien und auch tolle Nachspeisen.

Zum Abschluss immer: ein Schälchen Obst und Raki.

Mrizi i Zanave Agroturizëm
Rruga “Lezhë – Vau i Dejës”

Fishtë, Lezhë 4505 – Albania
+355 69 210 8032

https://www.mrizizanave.al/

Einen kleinen Ausflug haben wir aber doch noch gemacht, nur etwa zwei Kilometer entfernt liegt ein Restaurant am See.

Irgendwo stand was von Fischlokal, was uns willkommen gewesen wäre nach der Fleischorgie.

Fisch essen und am See sitzen, und das an diesem See! In Albanien gibt es einige Seen umgeben von einer großartigen, fast unberührten Natur.

Fisch gab’s dort aber keinen, wir bestellten Maisbrot, Pommes und Zicklein, dazu Salat und Bier.

Wir saßen noch kurz am See, danach ging es zurück nach Tirana zum Flughafen. Und ich bin mir sicher: ich komme so gerne wieder!

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.