Ein langer Tag in Wien

vorbei an der Secession

Ein Wochenende, also zwei Nächte, in Wien sind keine lange Zeit.

Ein Wochenende, also zwei Nächte, in Wien sind keine lange Zeit.
Wo für gemütliches, stundenlanges Rumsitzen im Kaffeehaus keine Zeit ist.
Oder man schläft lange, setzt sich nur eben ins Kaffeehaus und abends ins Wirtshaus oder Restaurant. Auch gut.

Wir machten uns nach dem Frühstück auf in die Stadt und weil am Samstag wegen des Benefizkonzert’s auf dem Heldenplatz die ganze Stadt gesperrt, war mussten wir alles zu Fuß laufen.
Wir besuchten Kirchen, kauften im Cuisinarum unsere Andenken, die bei uns immer für die Küche bestimmt sind. Unter anderem Pie-Vogel aus London, Geschirrabtropfständer aus Spanien (im Flugzeug mitgeschleppt) und jetzt Teekanne und Eierbecher aus Wien.

Auf dem Naschmark folgten wir der Empfehlung meiner in Wien lebenden Freundin und gingen ins Umarfisch zum Mittagessen.
In der Sonne saßen wir dort schön, mit dem Essen gestaltete es sich jedoch etwas schwierig: erst wurden wir vergessen, dann kam bei mir ein falsches Gericht, Lachs mit Gurke.
Was aber charmant so gelöst wurde, dass ich den Lachs auf’s Haus bekam um die
Wartezeit auf den Kabeljau mit Muscheln in grüner Soße zu überbrücken.
Meine Mutter bestellte nur eine Kleinigkeit, Joghurt mit eingelegter Feige.

Ich war so völlig versöhnt, denn was zwar superfrisch aussah (was es auch war) machte zwar einen etwas langweiligen Eindruck, schmeckte aber mit einem feinsten Dressing absolut umwerfend.
Wie auch der Kabeljau mit knuspriger Haut, das Fleisch innen noch leicht glasig, mit den Muscheln in der extrem grünen Soße.

Und weil wir nicht nur im Restaurant hocken wollten ließen wir zwar die Sezession aus, gingen aber in die Albertina und sahen uns die Sonderausstellung samt dem restlichen Haus an. Ebenfalls sehr empfehlenswert.

Um 20:00 Uhr aßen wir in der “Roten Bar” im Hotel Sacher zu Abend, im Gault Millau wurde der Tafelspitz im Sacher so hochgelobt.
Und gelegentlich habe ich einen Hang zu leicht schwülstiger Inneneinrichtung von Lokalen, was sich nachts dann in der Bonbonniere fortsetzte.
Aber vorher noch zum Essen: meine Mutter bestellte den Tafelspitz mit Gemüse, Röstkartoffeln und Spinat. Alles wie es sein soll.

Bei mir auch, mir viel die Entscheidung schwer zwischen den Einlagen Milzschöberl und Leberknödel, letzterer kam in die Suppe und hat hervorragend geschmeckt.
Das folgende Beuscherl hatte mich besonders interessiert, ich hätte auch gerne noch andere Zubereitungen in verschiedenen Lokalen probiert, was ja aus Zeitmangel nicht ging. Sacher war aber meine erste Anlaufstelle, denn das Sacherkochbuch ist seit jeher mein Kochbuch, nachdem ich zu Hause Lüngerl koche.
Mit meinem Sacherlüngerl war ich hochzufrieden, es war feiner geschnitten als es in München ist, die Soße war hell wie ich sie auch koche, elegant mit feinen Gemüsestreifen, die bei mir noch nicht vorkamen.
Für das geplante Stück Sachertorte waren wir zu satt, die kauften wir in der Spanschachtel im hotel, der Laden dort hat täglich bis 1:00 Uhr geöffnet.

Der Abend war aber noch nicht zu Ende, wir zogen weiter in die Loos Bar und später in die Bonbonnière.
Um 1:30 Uhr nachts ging es zurück ins Hotel, am nächsten Tag reisten wir ab.



Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.