Ein Besuch der Casa Martini und weiter nach Nizza Monferrato zum Weingut Bersano

Auf dem Weg von Turin nach Asti liegt die Welt von Martini, die Casa Martini.

Auf dem Weg von Turin nach Asti liegt die Welt von Martini, die Casa Martini.

Gleich links vom Eingang ist der Shop, was besser die abschließende Station der Tour ist, denn das Gelände ist groß und der Rundgang über das Werk, das Museum plus der zubuchbaren Vermouth Class oder der Cocktail Masterclass dauern ab ca. 2 Stunden.

Aber erst Mal schaukeln…. Anschließend in der Bar bekommen wir von Ludovico eine kleine Einführung in die Vermouth-Cocktail-Geschichte.

Am Anfang steht der Milano-Torino, ein ungekühlter Drink aus Campari (Mailano) und Martini (Torino). Für Amerikaner, denen der Cocktail zu stark was kam Sodawasser hinzu, fertig war der Americano. Dann kam Graf Camillo Negroni, dem der Americano zu laff war, so ersetzte der Barkeeper Fosco Scarselli im Caffè Casoni in Florenz das Sodawasser durch Gin und nannte den Drink Negroni. So entstand der heute erfolgreichste Vermouth-Cocktail: Süßer Vermouth, Gin und ein Bitter, meist Campari, dazu Eis.

Das Eis kam aber erst später dazu, denn der Negroni von 1920 wurde warm serviert. Überhaut war ganz am Anfang der Vermouth pur bei Zimmertemperatur.

Es fehlt noch ein Amerikaner: der, dem der Drink zu warm war und so kam das Eis in den Cocktail. Den Negroni sbagliato gibt es auch noch, hier wird Gin durch Prosecco ersetzt, angeblich ein Flaschenverwechseler des mailänder Barkeeper Mirko Stochetto in den 70igern. Aber: am besten eine Martini Cocktail Class besuchen, hier kann jeder unter Anleitung seinen Lieblingscocktail mixen.

Ich habe mich am frühen Nachmittag für einen Fiero Cocktail entschieden: Martini Fiero, Tonic und Eis. Martini Fiero hat 14% Alkohol, besteht aus Vermouth und Blutorangen, so verfügt er über eine gute Bitterness, und ist sehr erfrischend.

Am Ende der Master Class steht ein Cocktail-Line-Up auf der Bar und wir gehen zur Werkbesichtigung.

Der Martini-Turm ist von weitem zu sehen, das Gelände ist weitläufig und es gab auch einmal eine extra Schiene für den Bahn-Containertransport, die Verbindung ging direkt nach Turin und weiter zum Hafen von Genua.

Für viele Weinbauern der Gegend ist Martini ein wichtiger Abnehmer Ihre Trauben, da ja nur ein kleiner Teil der Bauern selbst Wein produziert. Denn neben Vermouth produziert Martini eine enorme Menge an Spumante. Die in den enormen Tanks auf dem Gelände mit der Metodo Martinotti produziert werden. Federico Martinotti gilt in Italien als Erfinder der Drucktankmethode, die er in Asti entwickelt hat. In Frankreich ist der Erfinder Eugène Charmat (Méthode Charmat), aber wie auch immer: bei der Methode findet die zweite Gärung nicht in der Flasche statt, sondern im Drucktank.

Und auch die Werbung von Martini ist legendär: Flaschendesign, Events, Plakatwerbung in verschiedenen Sprachen.

Die über die Zeit von verschiedenen berühmten Graphikern gestaltet wurden.

Ein flottes Auto gibts auch noch am Eingang/Ausgang, jetzt ist Zeit für den Shop!

Die Casa Martina ist 5 Tage die Woche geöffnet, Dienstag und Mittwoch ist geschlossen. Mit dem Auto sind es etwa 30 Minuten von Turin, mit dem Zug kann man in 20 Minuten schneller anreisen.

Von einem Museum geht es gleich ins nächste, es wartet das Museo Bersano des Weinguts Bersano in Nizza Monferrato.

Arturo Bersano gründete das “Museo Bersano delle Contadinerie” und war Zeit seines Lebens damit beschäftigt, es zu pflegen und zu erweitern. So schuf er eines der grössten Museen Italiens zum Thema Weinbau und der damit verbundenen Kulturgeschichte, nicht nur was das Piemont betrifft.

Die Sammlung ist beeindruckend und imposant: im Aussenbereich stehen Maschinen, unterschiedlichste Geräte, geschnitzte Fässer und auf Schienen sogar historische Züge.

Im Haus geht es weiter, hier hängen historische Karten, Illustrationen, die schönsten Werbeplakate, gerahmte Menükarten von historischen Ereignissen, illustrierte Bücher und dazwischen kleinere Gerätschaften und tolle Kleinigkeiten wie Wimpel, Gläser und Flaschen.

Besonders beeindruckend ist das Buch “Pomona di Gallesio” des Botanikers Giorgio Gallesio aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die Seiten sind durch Folien geschützt und so kann es sogar durchgeblättert werden.

Die die gerahmten Plakate von Künstlern wie Leonetto Cappiello oder Marcello Dudovich sind inzwischen ikonisch und es war für mich ein Erlebnis sie hier im Original zu sehen.

Anschließend besuchen auf dem Weg zum geräumigen Tastingroom wir den historischen Keller, wo die Weine in den unterschiedlichen Fässern reifen.

Bollicine! Es kommt Bersano Asti Spumante DOCG ins Glas. 100 % Moscato, schmeckt als Aperitif oder zum Dessert. Weisse Blüten, Jasmin und Pfirsich, auch nicht zu süß und mit 14,5% Alkohol.

Arturo Spumante Metodo Classico Pas Dosé liegt minimum 66 Monate auf der Hefe.

Golden im Glas, mit feiner Perlage, Noten von gerösteten Brot, hellgelben Früchten und Blüten und einer schönen Cremigkeit schmeckt der Spumante ausser zu den klassischen Gelegenheiten besonders gut zu Fischgerichten.

Aus der Linie Cru: Barolo DOCG Riserva Badarina, tiefrot mit granatroten Reflexen, warm, komplex und mit viel Körper schmeckt der Barolo nach dunklen Kirschen, Minze und etwas Kakao.

Ebenfalls ein Cru: Barolo DOCG Riserva Cannubi. Samtig und vollmundig nach 5 Jahren Reife im Fass, 8 Monate davon in französischen Barrique, entsteht ein eleganter Barolo mit Aromen von dunklen Kirschen und einem Bouquet von Rosen und Veilchen.

Nizza DOCG Riserva Generala 2017 gehört auch zu Cru Linie. Seit 2014 wird Nizza DOCG in 18 Gemeinden um die Stadt Nizza Monferrato produziert, es handelt sich hier immer um einen reinsortigen Barbera.

Nizza Riserva Generala 2017 reift 18 Monate im Barrique und 6 Monate in der Flasche, der Wein schmeckt nach dunklen Waldfrüchten, Beeren und schwarzen Kirschen, vom Barrique kommen leichte Vanillenoten. Elegant, würzig und viel Körper.

Nizza Monferrato ist eine hübsche Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, Kirchen und historischen Plätzen.

Viel Zeit war leider nicht für den Stadtbesuch, wir hatten inzwischen auch Hunger und es ging ins Restaurant.

Zur Vorspeise mit etwas Fisch und einem Paprikaröllchen war Totocorde Alta Langa Brut 2016 von Cocchi frisch und doch kräftig genug.

SoridiGiul Freisa d’Asti Superiore 2016, ein 100% Freisa, reife rote Früchte, etwas Gewürze und vollmundig sehr gut zum Schmorgericht mit Zucchini.

Noch ein Schluck Spumante zum Flan mit Spinat und Lorbeer.

Zum gebackenen Brotscheiben mit Käse und Aubergine kam Nizza DOCG Barbera Le Nicchie La Gironda: kräftig, vollmundig, rote Früchte, Gewürze und Pfeffer.

Zu Kuchen mit Sorbet noch ein Spumante Asti Metodo Classico: Marcalberto. 100% Moscato Bianco, Aromen von Birne, Äpfel, Zesten und etwas Salbei, die perfekte Säure und so ein super Abschluß.

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.

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