Primitivo di Manduria DOC – mit dem Gambero Rosso in Apulien

Marco Sabellico

Im Herbst lud der Gambero Rosso zu einer Pressereise, die in Apulien ihren Anfang nahm und im Rom bei der großen Präsentation des neuen Gambero Rosso endete.

Und so beginne ich hier mit der Verkostungstour des Primitivo di Manduria DOC.

Vormittags bei schönsten Wetter angekommen in Brindisi ging es vom Flughafen nach Manduria. Erst Koffer auspacken im Relais Reggia Domizia, anschließend Hotel, Swimmingpool und Parkanlage inspizieren.

Wenn ich nur nicht seit 6:00 Uhr morgens unterwegs gewesen wäre und Hunger aufkam. Am Ankunftstag waren Wineking Jay aus Korea und ich die ersten der Gruppe, das Hotel aber mit einer riesigen Hochzeit sehr voll und so wichen wir aus in die Altstadt von Manduria.

Das Ristorante & Pizzeria “I Merchanti” war uns vom Hotel empfohlen worden, Sonntag mittags war es dort voll und gemütlich, traditionell waren viele Familien zum Essen gekommen.

Wir teilten uns die Pasta des Tages, hinterher die Fischplatte und als Dessert das so hübsche Zitronensorbet in der Zitronenschale.

Im Glas unser erster Primitivo zur Pasta des Tages, zu Fisch und Salat kam der Hauswein, ein frischer Weißwein.

Nach dem Essen sollte unbedingt ein kleiner Spaziergang durch Manduria eingeplant werden, es wartet zauberhaftes Licht und spätsommerliche Stimmung.

Ausgeschlafen ging es am nächsten Morgen zum ersten Weingut “Masseria Cicella”.

Das erste Primitivo Tasting wartet in Form des “Pepe Nero”. Michele und Cosimo Schifone sind Brüder und Geschäftspartner der Masseria Cicella.

Die Bäumchen- bzw. Alberelloerziehung der Reben ist in Apulien traditionell und trotz mehr Arbeitsaufwand noch weit verbreitet. Auch die Trauben für Pepe Nero kommen von Alberello erzogenen Reben, die Ernte erfolgt hier manuell, die Weinberge liegen nahe am Meer in ca. 200 Meter Höhe, hier entsteht Frische, Mineralität und eine leichte Salzigkeit, die an Anchovis erinnert.

Pimitivo entsteht meist aus der ersten Ernte, es werden hier nie die ganzen Beeren gepresst, fermentiert wird bei niedrigen Temperaturen und nach 22 Tagen wird die Fermentierung gestoppt. Pepe nero wird nicht stabilisiert, nicht filtriert und hat eine Lagerfähig von über 10 Jahren. 

Masseria Cicella setzt bei Primitivo nie Holz ein, am Ende sind Zucker und Säure perfekt ausbalanciert.

Primitivo 100%, ca. 16% Alkohol, viel Körper, viel rote Kirsche, weißer Pfeffer, weich und dabei aber frisch, ausbalancierte Säure und Zucker. Elegant und perfekt zu Fleischgerichten und Käse. Leicht kühlen, aber Vorsicht, hat guten Trinkfluss mit seinen 16%.

Pezza della Chiesa, Primitivo di Manduria DOCG, ein Appassito gereift nur in Stahl und in der Flasche, mit Aromen von reifen Früchten, marmeladig, süß und komplex. Die helle Farbe entsteht durch den sandigen Boden nahe am Meer. Perfekt zu Käse und zum Dessert.

Im Keller: traditionelle Techniken vereinen sich hier mit moderner Technologie.

https://www.masseriacicella.it

Auch die Masseria Borgo dei Trulli verwendet traditionelle Methoden und innovative Techniken.

Masseria Borgo dei Trulli bewirtschaftet 65 ha Land, davon 45,5 ha Weinberge und davon wiederum 32,5 ha Primitivo. 16 ha davon kultiviert man ca. 70 Jahre alte Reben nach der Alberello Pugliese Methode. Alle Arbeiten werden auch hier von Hand erledigt.

Wir besuchen erst den Weinberg, anschliessend den Keller und beginnen unser Tasting mit einem Methodo Classico Organic.

Vor unserem nächsten Primitivo-Tasting trinken wir ein Glas Spumante “Millesimato Metodo Classico Brut Bio”: grüner Apfel, weiße Blüten, etwas Brioche und viel Frische mit einer feinen Perlage.

Bollicine aus 100% Chardonnay mit 12% Alkohol.

Im Keller begegnen uns wieder die traditionellen Amphoren, in moderner und in klassischer Form.

Hier macht man klassischen, eleganten Primitivo in unterschiedlichen Nuancen. Immer bei sanfter Pressung, so dass die Haut nicht zerstört wird. 

Die Pasano Weinberge umfassen 12 ha, sind höher als 80 Meter gelegen und ca. 8 km von der Masseria gelegen.

Die Trauben für Duna Mirante Primitivo di Manduria DOP wachsen auf 60 – 70 Jahre alten Reben auf den Dünen der Gegend “Monaco Mirante” auf 5 Meter sandigen Böden. Die Nähe zum Meer verleiht dem Wein eine salzige Note, intensiv mit Kräuteraromen von Thymian und Eukalyptus. Ein Jahr im großen Holz gereift, 17% Alkohol, ein klassischer, traditioneller Primitivo.

Wie auch Primitivo di Manduria. 100 % Primitivo von 25 – 30 Jahren alten Reben. 40 % reifen in neuer französischer und amerikanischer Eiche, der Rest in Stahl bei kontrollierten 18°. Ein intensiver Wein mit Aromen von Brombeeren, Johannisbeeren, gekochte Früchte und Gewürznoten, passt zu Gegrillten und kräftigen Gerichten.

Mirea besteht zu 100 % aus Primitivo von 60 – 70 Jahre alten Reben. Reift 10 Monate in gebrauchten französischen Eichen Barrique. Etwas Exotik, weißer Pfeffer, Schokolade, Feigen und getrocknete Früchte. Warm, rund und fruchtig, mit eleganten Tanninen, etwas Vanille, Honig und Rosinen.

Signor P. Primitivo di Manduria Dolce naturale DOCG. Erziehung traditionell im Alberello System, hier trocknen die Trauben der 15 Jahre alten Reben am Stock. Mazerazion bei 25° auf der Haut, 12 Monate im Stahl und im 12 Holz gereift. 20 Gramm Zucker hat der Dolce naturale am Ende.

https://www.masseriaborgodeitrulli.com/

Cantine Erario – Manduria

Frisch zur Begrüßung: Salento Rosé Baldoria Frizzante Primitivo 

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts betreibt die Familie Erario den Anbau von Weinreben und Olivenbäumen. 2006 wurde die Firma “Agricola Erario” gegründet, produziert werden 65% Primitivo di Manduria, 15% Negroamaro, 7% Fiano, 5% Aleatico, 5% Chardonnay und 3% Moscato. Dazu noch Olivenöl.

Zur Vorspeise kam der frische Primitivo Rosé Baldoria Frizzante ins Glas.

Zur traditionellen Orecciette mit Tomaten und dem typischen Cacioricotta schmeckte der Primitivo di Manduria Sisma 18.

Kräftige Aromen von roten Früchten, etwas Tabak, vollmundig mit 16% Alkohol, ein klassicher Primitivo.

Die Polpette mit Involtini in Tomatensoße wurden begleitet von Primitivo di Manduria DOC Riserva 18° Crocevia.

Die Trauben stammen von 70 Jahre alten Reben, die Ernte erfolgt per Hand. Bei insgesamt 48 Monaten Reife kommt der Wein zuerst in den Stahltank, anschließend 2 Jahre ins große Fass und noch 1 Jahr ins Barrique. Die 18% Alkohol sind gut eingebunden, Crocevia ist kräftig, elegant, frisch und mit der leichten Salzigkeit durch die Nähe des Weinberges zum Meer.

Zum ebenso typischen Dessert, den Keksen mit Nougat trinken wir einen Primitivo di Manduria Docg Dolce Naturale. Die Trauben trocknen am Stock der 15 Jahre alten Reben. Fermentiert wird unter kontrollierter Kühlung, Zucker und Säure sind am Ende perfekt ausbalanciert, der Alkoholgehalt liegt bei ca. 20 %.

https://www.agricolaerario.com/de/

Die Gegend von Sava war immer bekannt für ihre regionalen Weine, speziell für Primitivo, der ehemals auch “Sava Wein” oder “Primitivo di Sava” genannt wurde. Später nahm der Wein den Namen der Bahnhofstation Manduria an, von der er den Weg in den Norden antrat.

Der Familienbetrieb “Vinicola Savese Pichierri” wurde vom Großvater Gaetano Pichierri gegründet, der erst Landwirt war und dann Weinmacher wurde.

Die Famlilie Pichierri produziert traditionelle Primitivo, die Weine reifen in der Amphore, im Barrique oder im großen Holz. Die Reben werden traditionell im Alberello-System erzogen, was arbeitsintensiv ist und Handlese erfordert.

2021 Terrarossa Primitivo di Manduria DOC

Die Reben wachsen aus sehr eisenhaltigen, roten Boden, der auch der Namensgeber ist. Der Wein reift in Betontanks, es wird bei Terrarossa kein Holz eingesetzt. Ein 100 % Primitivo, der nach Kirschen und rote Beeren schmeckt. Der Wein ist frisch, hat nichts kompottiges, gekochtes oder marmeladiges und verfügt über eine gute Säure.

2020 Ajonia Primitivo di Manduria DOC

Hier stammen die Trauben von 50 Jahre alten Reben. 100 % Primitivo, ein Teil des Weines reift im Zementcontainer, der andere Teil in der Amphore.

Ajonia ist nicht so trocken wie Terrarossa, vollmundiger mit gekochten, kompottigen Früchten und getrocknete Früchte, vor allem Feigen. 

2017 Tradizione del Nonno Primitivo di Manduria DOC

Ein Teil reift im Zementtank für ein Jahr, ein kleiner Teil im Barrique und ein weiterer kleiner Teil in der Terracotta-Amphore, den “Capasoni”

Geschmacklich mit Aromen von dunklen Beeren, Zwetschgen, kompottigen Früchte, Süßholznoten, Tabak und Gewürzen, mit käftiger Säure und 16% Alkohol.

Primitivo di Manduria Dolce Naturale Il Sava 2012. 

Die Trauben trocknen am Stock der 40 Jahre alten Reben, nach 8 Monaten Reifung im Zementtank kommt der Wein für weitere 8 Monate in die Terracotta-Amphoren.

In der Nase erinnert der Dolce Naturale an Port, im Geschmack aber ist er frischer mit Aromen von dunklen Kirschen, Lakritze, Zimt, getrockneten Früchten wie Datteln und Feigen, Pflaumenkompott und einer frischen Säure, Alkoholgehalt 16 – 19%.

https://www.vinipichierri.com/

Den Abend verbringen wir in Bruno Vespas splendider “Masseria Li Reni”, gelegen im Herzen von Salento zwischen Brindisi und Lecce.

In Italien kennt jeder Bruno Vespa als berühmten Journalisten und einen der beliebtesten und bekanntesten Fernsehmoderatoren. In Salento betreibt er die “Masseria Li Reni” mit dem Restaurant “Donna Augusta” und das Weingut “Vespa Vignaioli”.

Vor dem Abendessen gibt es noch eine kleine Primitivo Weinprobe in den großzügigen Verkostungsräumlichkeiten.

Die Masseria Li Reni bietet vieles, hier kann man neben Weinproben auch übernachten, natürlich inclusive Spa & Wellness, heiraten ist auch möglich.

Das Ristorante “Donna Augusta” leitet Michelin Stern Chef Paolo Gramaglia. Serviert werden charakteristische, traditionelle Gerichte aus Apulien mit einem modernen Dreh.

Frisch: zur Begrüßung kommt der Spumante “Brut Rosè NOITRE” ins Glas.

Und der schmeckt auch zur kleinen Tart mit Favabohnen Püree mit Primitivotrauben.

Die Vorspeise, Millefoglie von Gallipoli Prawns und Provolone auf einem salzigen Crumble, wurde von Donna Augusta beleitet.

Bruno Vespa widmete den Weißwein “Donna Augusta Salento IGT” seiner Frau Augusta aus 40% Chardonnay, 30% Fiano, und 30% Verdeca, frisch und elegant die ideale Begleitung zu den Fischgängen.

Zum gefüllten Tintenfisch mit Chicorée und Muscheln auf pürierter Muschelsoße wurde ein Primitivo di Manduria serviert, il Rosso dei Vespa. Dunkle Beeren, Kirsche, frische Säure, samtig und vollmundig, super zum intensiven Hauptgang,

Daas sensationelle Kaktusfeigeneis war wiederum gut mit Donna Augusta, genauso das Dessert Amalfizitrone in Orangenwasser, Meringue und Beeren.

https://www.masserialireni.com/

Ich danke dem Gambero Rosso für die Einladung zu dieser Pressereise.

https://www.gamberorosso.it/

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.