Sicher ist lecker
So nennt sich die Kampagne der niederländischen Tomatenproduzenten.
So nennt sich die EU-Kampagne zum Thema Gewächshausgemüse.
Wobei es aber nicht nur um Tomaten und Holland geht, doch weil vielleicht die holländische Gewächshaustomate im Vergleich zu ihrer süditalienischen Konkurrenz etwas blass aussieht war ich mit Annette, Bjön, Claudia, Maja und Thorsten auf eine Bloggerreise zu Tomatoworld nach Westland eingeladen.
Denn es ist vermutlich eine romantische Vorstellung, dass im Süden die Tomaten so verklärt werden wie die Zitronen aus Amalfi, die Tomate aus dem Norden hat ein anonymes, künstliches Image, frei von Personen, die den Anbau betreiben, ich habe mir darüber jedenfalls noch keine Gedanken gemacht.
Dabei ist es alles anders als man glaubt, was damit beginnt, dass es sich meist um Familienbetriebe handelt, in welchen die Urgroßväter schon mit dem Tomatenbau beschäftigt waren,
sie hatten 1900 mit dem professionellen Anbau im Gewächshaus begonnen.
Auch wenn die Firmen größer wurden, Tomatoworld besteht aus 1500 m2 Gewächshausfläche, es braucht dort Menschen, die ihr Metier beherrschen und man spürt auch ihre Leidenschaft dafür.
Im angeschlossenen 500 m2 großen Informationszentrum vermittelt die Initiative, gegründet von Jos van Mil, den interessierten Fachbesuchern alles Wissenswerte zum Thema Tomatenanbau im Gewächshaus.
Hier können auch die 56 verschiedenen Sorten verkostet werden bevor es eine Station weiter an die technischen Informationen geht.
Auf einem Substrat aus Steinwolle, einem Naturprodukt aus der Eifel, oder Kokosfasern werden Tomatensorten unterschiedlichster Größe und Geschmacksrichtung gezüchtet.
Japaner etwa lieben hellrote Tomaten, in Amerika sind grüne beliebt und der Niederländer möchte sie rot, rund, saftig, süß und nicht zu säuerlich.
Das Substrat enthält keine Schimmelpilze und kann recycelt werden, so werden etwa aus der Steinwolle Steine für den Bau gepresst.
Bis zu 10 Jahre kann es dauern, bis eine neue Tomatensorte in den Handel kommt, hierfür wird gekreuzt, auch mit alten Sorten. Ich hatte bei der Verkostung eine noch „nicht fertige“ Sorte probiert, sie war sehr hübsch getigert, ich wurde aber darauf hingewiesen, dass sie geschmacklich noch nicht ausgereift ist. Was stimmte.
Die anderen Sorten ließen aber keine Wünsche offen, schöne Farben und eine tolle Auswahl an den verschiedenen Konsistenzen, unterschiedliche Säurenoten und Saftigkeit, für jedes Gericht die passende Tomate.
Das Angebot in unseren Supermärkten ist darauf reduziert was eben der Filialleiter der entsprechenden Kette bestellt, die Auswahl wird aber größer.
Besonders beliebt in Holland ist die kleine Snacktomate, hier wird viel mit bunten Verpackungen und Clowns geworben, um die Tomate an die Kinder zu bringen.
Auch mit einer kleinen Dose für die Tomaten in der Pause und unterwegs.
Denn der Gemüseanteil im Essen ist rückläufig, EHEC hat sich katastrophal ausgewirkt und so verzehrt im Durchschnitt jeder Europäer täglich 200 Gramm Gemüse, das Doppelte dürfte es sein.
Da neun Monate und oft auch länger im Jahr holländische Tomaten erhältlich sind ist in den kühleren Monaten mit weniger Sonneneinstrahlung ein beachtlicher Energieaufwand von Nöten.
Hier aber hat ein Wandel im Denken stattgefunden, Wasser wird in riesigen Auffangbecken für Regenwasser vor den Glashäusern gesammelt und auch technisch hat man sich enorm weiterentwickelt.
Bei der Kraft-Wärme-Kopplung wird Strom erzeugt, was CO2 und Wärme freisetzt.
Mit der Wärme werden die Gewächshäuser beheizt, überschüssige Wärme wird für den späteren Verbrauch gespeichert oder an Energielieferanten verkauft.
Das CO2 wird den Pflanzen gefiltert zugeführt, wobei hier noch CO2 von der Industrie zugekauft werden muß, das somit nicht die Umwelt belastet.
Die neuerste Erfindung ist das „geschlossene Gewächshaus“ mit einem integrierten Energie-Kontroll-Stystem, hier wird nicht mehr abgelüftet, statt dessen gespeichert und 30% an fossilen Brennstoffen gespart.
Da keine tierischen Düngermittel verwendet werden und nur mit gefiltertem Wasser bewässert wird befinden keine Bakterien an den Tomaten. Pestizide kommen auch nicht zum Einsatz, so ist die Gewächshaustomate ein extrem hygienisches Produkt.
Die ganz hervorragend schmeckt und zu unrecht immer als geschmacklos hingestellt wird.
Das gleiche kann ich auch von der Paprikaproduktion sagen, die im Grunde genauso verläuft und schmackhafte Schoten hervorbringt.
Bestäubt wird von Hummeln, die ihren Staat mit Königin im übersichtlichen Pappkistchen ausbauen, dabei aber im Gegensatz zu Bienen, keinen Honig erzeugen. Was ja wiederum einen Imker benötigen würde und im Tomatenbau nicht das Ziel ist.
Die Hummeln werden von Koppert Biological Systems gezüchtet und geliefert, wiedie die anderen Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung auch, denn gespritzt wird ja nicht.
Aber das ist einen eigenen morgen Eintrag wert.