Vom Vittoriale degli italiani in die Osteria Antico Brolo

Ein lange gehegter Wunsch ging im letzten Urlaub in Erfüllung: ein Besuch der Villa Gabriele D’Annunzio’s.

Ein lange gehegter Wunsch ging im letzten Urlaub in Erfüllung: ein Besuch
der Villa Gabriele D’Annunzio’s.

Schön ist die Fahrt nach Gardone, auf einer Seite der Blick zum See, auf der anderen Seite
stehen prächtige, fast monumentale Villen, dann erreicht man den Parkplatz des Vittoriale.

Wir hatten etwa 3 Stunden für den Besuch eingeplant, ich kannte alles nur aus Büchern
oder Katalogen und mir war keineswegs bewusst, welches Ausmaß die Anlage haben würde.
Besser gut vier Stunden kalkulieren, wir mussten den großen Park mit seinen
Auf und Abs zum Teil in einem Affenzahn ablaufen.
Schön dagegen ist es, sich hier und dort mal hinzusetzen und den wirklich spektakulären Ausblick zu geniessen.
Am besten vom Amphitheater aus und eine Etage höher:
der absolute Wahnsinn ist das in die Landschaft eingebaute Kriegsschiff „Nave Puglia“.

Politisch ist alles natürlich fraglich.
Ebenso wie Curzio Malaparte mit seiner „Casa come me“ oder einfach Villa Malaparte
auf Capri, war D’Annunzio erst politisch links orientiert, dann ein enger Verbündeter Mussolinis,
Kriegsheld und Held von Fiume.
Malaparte war Gebirgsjäger, woran mich auf Capri der Zugang seiner Villa
(in Schiffsform!) zum Meer erinnerte (ist aber nur von aussen zu sehen und kann nicht besichtigt werden).
Am Ende vererbte er sein Haus der Volksrepublik China, in der Befürchtung, seine Verwandtschaft würde nach seinem Tod sofort Spitzendecken auf den Kamin legen.
Dem folgte ein Rechtsstreit, den China verlor.

D’Annunzio’s Haus fiel nach seinem Tod wieder an Italien zurück, wo nun in einigen
Räumen Heldenverehrung praktiziert wird.
Mit Uniformen, Fotos, Flaggen und Dokumenten.
Die damalige Situation war ambivalent: D’Annunzio weigerte sich, der Partei der Faschisten beizutreten und Mussolini sah es so: „Ein fauler Zahn, den man nicht ziehen darf,
muß vergoldet werden.“

D’Annunzio züchtete Windhunde, die er auch selbst medizinisch versorgte und operierte.
Er selbst war Hypochonder, eine volle Apothekenkammer in seinem Haus ist noch immer Zeuge davon.

Eine Ausstellung zeigt einige seine Bücher in Prachtausgaben und private
Gegenstände wie Kleidung, Schuhe und transparente Kleider des Damenbesuches.
Passend dazu das Nachthemd mit Loch an entsprechender Stelle und die Schuhe,
vielleicht zum Morgenmantel getragen?
Auch private Parfums kreierte er für sich, darunter Aqua Nuntia, das es noch im Handel gibt.

Das Privathaus kann nur in Verbindung mit einer Führung besucht werden,
ein bis zwei davon täglich sind englischsprachig.
Im Amphitheater finden im Laufe des Jahres immer wieder Aufführungen statt.
Der Hundefriedhof ins unspektakulär, aber irgendwie rührend, der Garten manchmal bizarr, siehe Bombenbrücke…
Und zum Ausblick: über den Gardasee ist der Blick vom Mausoleum am spektakulärsten, wobei der Schiffsbug einfach atemberaubend ist.
Dort bekamen wir wackelige Beine….

Daher: Zeit für den Restaurantbesuch!

Gardone is ein ganz zauberhaftes Städtchen, vom Vittoriale geht man
über die Hauptstrasse und biegt direkt ein in die Gässchen von Gardone.
Erst blöd: das uns empfohlene Lokal hatte geschlossen.

Wir liefen etwas herum und entdeckten das Antico Brolo.
Das Tor, der Garten, alles sehr einladend und mit Michelin Empfehlung am Haus.
Wir hatten Glück, ohne Reservierung einen kleinen Tisch zu bekommen.
Nach uns kamen noch viele, die für die leider kein Platz mehr war.

Mein Stockfischmus war hervorragend, Bodo’s Tagliata ging mir
tagelang nicht aus dem Kopf.
Die Karte ließt sich teils etwas abenteuerlich, aber nach allem, was wir
gegessen hatten wussten wir: hier schmeckt sicher alles.

Meine Freunde kamen auch auf einen zweiten Besuch, ich war leider schon abgereist.
Ich hatte in der Dunkelheit unterm Tisch auch noch meine Kamera vergessen,
was großen Schrecken verursachte.
Aber war alles da, man lief uns noch nach, aber wir waren bereits ausser
Sichtweite gewesen.
Am nächsten Tag holte ich die Kamera ab, und das nächste Mal komme ich
zum Essen wieder!

Sicher auch hübsch zum Wohnen:

Osteria Antico Brolo

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin Petra Hammerstein, zwischen den Mahlzeiten führe ich unseren Fami­lien­betrieb, das Antiquariat Hans Hammer­stein in der Mün­chener Türkenstrasse. Mein Interesse gilt dem Essen und vom Mut anderer möchte ich erfahren.